Objekt des Monats

Objekt des Monats August 2017

Liebesschloss „Lock`n`Love“

Maße: 3,9 x 6,1 x 0,8 cm

Inv. Nr.: 2137

Bei dem Objekt des Monats August handelt es sich um ein Vorhangschloss, welches auch als Liebesschloss bekannt ist. Schlösser dieser Art sind Beweise der Zuneigung von Liebenden und finden sich meist an den Brücken der Welt. Viele kennen sie vielleicht von der Grazer Erzherzog-Johann-Brücke, wo sie ebenfalls bestaunt werden können.

Aussehen des Schlosses

Das vorgestellte Liebesschloss befindet sich jedoch auf keiner Brücke, sondern in seiner auffälligen Verpackung, welche zur Einzigartigkeit des Objekts beiträgt. Neben dem Vorhangschloss finden sich in der Verpackung zwei Schlüssel zum Versperren des Schlosses, ein kleines Stück Papier zum Verfassen einer Liebesbotschaft, mehrere bunte Ringe, sowie zwei runde Blättchen zum Verschließen der Einbuchtung, in welcher das Zettelchen aufbewahrt werden kann. Die farbigen Ringe können auf dem Bügel des Schlosses gesteckt werden und sind in den Farben gelb, blau, orange, schwarz und lila vorhanden.

Geschichte des Schlosses

Doch woher stammt das Liebesschloss? Wem gehörte es, bevor es seinen Weg ins Grazer Schloss- und Schlüsselmuseum fand? Ein Hinweis auf der Rückseite der Verpackung gibt Aufschluss darüber. So kann festgestellt werden, dass es in Italien, Venedig, von der Firma „Lock’n’Love“  hergestellt wurde. Das Patent des Liebesschlosses sollte eigentlich an eine Gesellschaft in Paris verkauft werden, jedoch wurde der Vertrag nie abgeschlossen. Im Zusammenhang mit den Schlössern war geplant, städtische Gärten mit Vorrichtungen, an welchen die Schlösser befestigt werden können, zu errichten. Diese Vorrichtungen sollten die Form eines Tunnels in Herzform haben und über eine stimmungsvolle Beleuchtung verfügen. Der Verkauf der Liebesschlösser sollte direkt über einen Automaten erfolgen, welche am Eingang des Gartens bereit stehen. Zusätzlich wurde angedacht, eine Website zu erstellen, durch welche die Liebenden einen virtuellen Zugang zum Herzgarten haben. Außerdem sollte eine Webcam installiert werden, damit die Schlösser rund um die Uhr, auch über tausende Kilometer hinweg, betrachtet werden können.  Datiert werden kann das Liebesschloss um 2007.

Symbolik und Bedeutung

Hannelore Fielhauer stellt fest, dass Schloss und Schlüssel schon seit einiger Zeit ein Liebessymbol waren und es noch immer seien. So erinnert ein Liebesgedicht bzw. Minnelied aus dem 12. Jahrhundert an unsere Liebesschlösser:

„Dû bist mîn, ich bin dîn.
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen,
verlorn ist das sluzzelîn:
dû muost ouch immêr darinne sîn.“
[1]

Die geliebte Person wird demnach im Herzen eingeschlossen, der Schlüssel ist verloren. So kann das Schloss nicht mehr geöffnet werden und die Liebenden bleiben für immer zusammen. Die Liebesschlösser werden mit diesen Aspekten des Zusammengehörens und des zueinander Passens assoziiert. Laut Dagmar Hänel habe dies mit den kulturellen Veränderungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu tun, in Folge derer Freundschaft und Liebe zu zentralen Werten der Romantik werden. So werden nicht nur Freundschaftsarmbänder geflochten oder Namen in Baumrinden geschnitzt, sondern auch Liebesschlösser an Brücken gehängt.[2]

Über das Ritual, Schlösser an Brücken zu befestigen

Bekannt sind die Liebesschlösser, in Italien „amorchetti“ genannt, vor allem aus Rom. Dort hängen sie in Massen an den Laternen und Geländern der Milvischen Brücke über dem Tiber. Aufgrund ihrer schnell wachsenden Popularität sind sie mittlerweile nahezu überall auf der Welt anzufinden. Es ist nicht klar rekonstruierbar, wann die ersten Liebesschlösser auftauchten. Der Zeitpunkt dürfte jedoch nicht vor dem 20. Jahrhundert liegen, wobei vor allem Reiseführer immer wieder von angeblich alten, tradierten Volksbräuchen sprechen.[3]

Die schnell wachsende Popularität findet unter anderem Ausdruck in der medialen Verbreitung und Thematisierung der Liebesschlösser. So berichtete zum Beispiel die Grazer Kleine Zeitung am 20. November 2014, dass Arnold Schwarzenegger auf der Erzherzog-Johann-Brücke neben den Liebesschlössern für seine Fans posierte.[4] Doch auch in Musikvideos und Romanen, wie von dem italienischen Schriftsteller Frederico Moccia, spielen die Liebesschlösser eine Rolle.

Neben Liebesschlössern finden sich jedoch auch Familienschlösser, zum Beispiel von Großeltern für das Enkelkind, Freundschaftsschlösser oder Schlösser, welche Glück für die bevorstehende Schulzeit bringen sollen. Es gibt Schlösser für Neugeborene, sowie Schlösser von Vereinen.

Wünsche, Ziele oder Hoffnungen stehen meist am Anfang der Geschichte eines solchen Schlosses. Oftmals befinden sich die Personen in einer Phase des Übergangs, wie in der Zeit zwischen Jugend- und Erwachsenenalter. Solche Zeiten des Übergangs sind oft von Unsicherheiten und Veränderungen geprägt. Daher wird das Ritual so gerne an Orten des Übergangs, wie einer Brücke, welche zwei Enden miteinander verbindet, vollzogen. Während diese täglich von unzähligen Menschen überquert wird und permanenter Bewegung ausgesetzt ist, drücken die Schlösser den Wunsch nach Stabilität und Sicherheit aus.

Viele der Schlösser werden zum Beispiel mit den Initialen des Pärchens oder bunten Herzchen verziert. Der Schlüssel wird anschließend ins Gewässer geworfen oder zur Aufbewahrung mit nach Hause genommen. Von einigen Personen werden die Schlösser, zum Beispiel bei sonntäglichen Ausflügen mit der Familie, immer wieder besucht. Gerne wird an den Tag des Anbringens des Schlosses und die Freude, die dabei empfunden wurde, zurückgedacht. Somit ist den Schlössern nicht nur eine große Zeichenfunktion, sondern auch eine bedeutende Erinnerungsfunktion inhärent.

Trotz der breiten Befürwortung gibt es auch Menschen, welche negative Einwände der Schlösser an den Brücken aufzeigen. Während viele Personen die Ästhetik der bunten Schlösser schätzen, sind andere nicht von dem veränderten Ausblick begeistert. So wurden sogar Petitionen gegen das Befestigen von den Liebesschlössern an historischen Brücken ins Leben gerufen.  Als Gründe werden die Verschmutzung des Gewässers durch die in den Fluss geworfenen Schlüssel, sowie die mögliche Beschädigung der Brücken und die anfallenden Reparaturkosten genannt.

[1] Fielhauer, Hannelore: Schlüssel und Schlösser. 1987, S. 51. Übersetzung: Du bist mein, ich bin dein / Dessen musst du sicher sein. / Du bist eingeschlossen / in meinem Herzen, / verloren ist das Schlüsselchen: / Du musst für immer drinnen sein.

[2] Vgl. Hänel, Dagmar u. Uhlig, Mirko: Die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke. Wie man im Rheinland die Liebe festhält. In: Alltag im Rheinland 2010, S. 66-67.

[3] Vgl. Ebda.

[4] Kleine Zeitung, 20.9.2014.