Eine Art Deco Kassette– signiert Hofschlosserei Frohnsbeck aus München
(Mag. Martina Pall)
Der Münchner Kunstschmied und Hofschlossermeister Joseph Frohnsbeck und sein Sohn Franz Albert entwarfen für Kirchen in Bayern diverse liturgische Gegenstände, wie Lampen. Leuchter und Kandelaber. Eine Kassette in der Schell Collection ist auf der Unterseite mit dem Namen „Frohnsbeck“ signiert. Auf der Suche nach dieser Werkstätte konnten im Staatsarchiv in München im Juli 2017, einige Unterlagen zu dieser Firma und sogar ein Gegenstück, der sich in Graz befindlichen Kassette, gefunden werden.
Die wichtigsten Merkmale des Jugendstils sind florale Ornamente, kennzeichnend für das Art Deco sind, klare Formen und Symmetrie. Die Entwürfe von Franz Frohnsbeck, in der Ausführung von Joseph Frohnsbeck, sind streng im Aufbau, haben klare Linien und lassen das polierte Eisen, häufig verbunden mit Messing, gut zur Geltung kommen.
Der Vater Joseph Frohnsbeck (1855-1923) ebnete den Weg der Kunstschlosserei in die kirchlichen Kreise mit Entwürfen von diversen Lustern, Kandelabern und ähnlichem. Der Kronleuchter der St. Ludwigskirche in München erhielt 1912 einen Kronleuchter von Joseph Frohnsbeck nach einer künstlerischen Idee von Architekt Richard Berndl. (In: Monatsschrift Christliche Kunst, Seite 356, 9. Jg., 1912/13). Dieser 11 m hohe Leuchter hing mittig in der Kirche von der Decke, hatte einen Durchmesser von 5 Metern, wurde leider im 2. Weltkrieg bei einem Bombenangriff, der große Teile der Kirche traf, vernichtet. Der neue Kronleuchter für die Ludwigskirche in München wurde als „höchst gediegenes Werk kirchlicher Kunst der Neuzeit“ gerühmt. (Die christliche Kunst, IX, Seite 357) Auch bei der bayrischen Gewerbeschau im Jahr 1912, wurden Teile des Lustern gezeigt.
Zeitgleich wurde ein „Doppelarmleuchter“ von Franz Frohnsbeck entworfen und von seinem Vater ausgeführt, hergestellt. Die dazupassende „Leuchterbank“ zeigt ebenfalls die beliebten nach unten weisenden Spiralbögen.
Sein Sohn Franz Albert Frohnsbeck (1884-1944) war der künstlerische Teil des Duos, der Vater, Joseph Frohnsbeck, übernahm häufig die Ausführung der Gegenstände.
Nach 4 Jahre Reisetätigkeit, arbeitet er in Köln, Dresden und Berlin bei Kunstschmied Bonnemann, der ein bedeutendes Fachbuch schrieb (Der Kunstschmied).
Danach erhielt Franz Albert seine künstlerische Ausbildung bei Adolf v. Hillebrand, welcher 1893, den Vater von Otho Orlando Kurz als Professor an die Kunstschule berufen hat. In weiterer Folge entwirft der Sohn O.O. Kurz, Objekte, die von der Schlosserei Frohnsbeck ausgeführt wurden. O. O. Kurz wird selber 1911 Professor an der Techn. Hochschule in München.
1923 übernimmt der Sohn endgültig die Schlosserei des Vaters Joseph nach dessen Tod. Zwischen 1928 und 1930 wurde der Sohn auf Anraten des Ministeriums für Handel und Gewerbe in den Münchner Gewerberat entsandt.
Bei Eigenentwürfen von Franz Albert Frohnsbeck tauchen schon früh immer wieder die gleichen, nach unten gebogenen, Ornamente auf. Sei es ein Kirchenleuchter, ein Kandelaber, eine Grablaterne oder die Kassette. Die in der Schell Collection vorhandene Kassette hat Vorläufer gehabt. Die einzelnen Teile der Kassette sind innen zusammengeschweißt. Der Mittelteil der Wandungen ist ein separates Stück. Die Seitenteile und Kanten sind bei allen drei Stücken ident, die Ornamente der Wandungen und am Deckel sind anders. Bekannt ist die Datierung einer Kassette, jener der Schwestern des Säuglingsheimes in München. Christliche Symbole schmücken die Seiten und den Deckel, die Publikation der Kassette war 1912.
Bei der zweiten Kassette bestimmen die stilisierten Löwenköpfe das Erscheinungsbild. Der Deckel ist wieder mit einem christlichen Symbol versehen, die Löwenköpfe weisen in die Romanik zurück. Erst die dritte Kassette, jene in Graz zeigt auch in den Ornamenten Art-Deco Sterne, die Wahl der Schriftart des Reimes weist bereits in die späten 1920er Jahre hin.
Ideengeber oder Nachahmer für die Bögen war einerseits die Zeit in Berlin beim Kunstschmied Wilhelm Bonnemann der u.a. in der Ausbildung der Kunstschmiede sehr aktiv und Lehrer am Städtischen Gewerbesaal war, andererseits O.O. Kurz (Entwurf für Armleuchter und Feuergerät).
Der Pariser Edgar Brandt (1880-1960), einer der bedeutendsten Kunstschmiede seiner Zeit arbeitete ebenfalls mit diesem Ornament. Neben dem künstlerischen Arbeiten entwarf er auch Kanonen, Mörser für die Artillerie und schuf sich ein zweites, höchst einträgliches Standbein als Waffenproduzent. Berühmt für die Kunstgeschichte wurde Edgar Brandt 1925 bei der Ausstellung in Paris, wo er unter anderem den Eingang mit allen Gittern und Toren schuf. Seine innovative Arbeitsteilung zur Herstellung der luxuriösen Kunstgegenstände leitete Brandt aus der Automobil-Industrie ab. Arbeiter stellten in separaten Ateliers Teilstücke her, die anschließend zusammengesetzt und oberflächenveredelt wurden. 1919 eröffnete Brandt sein erstes Geschäft in Vierzon. Er revolutionierte in seinen Werkstätten das Autogenschweißen, führte die Massenproduktion ein und trotzdem ist jedes Stück ein Unikat.
Neben der Innenausstattung von Ozeandampfern wie der „Paris“ und der „Normandie“ oder der Gestaltung von Einkaufshäusern, dehnte Brandt die Geschäftsbeziehungen nach Kanada und den USA aus.
Der Höhepunkt seines Schaffens war sicher die Ausstellung 1925 „Art Decorative“ in Paris, wo er selbst einen großen, achteckigen Verkaufsraum bespielte. Im gleichen Jahr eröffnete er in Paris die „Galerie Edgar Brandt“ wo die Kunden Art Deco Kunst in ihrer ganzen Bandbreite erwerben konnten. Die Zusammenarbeit mit Daum zeigt sich in seinen Lampen.
Gleichzeitig wurden Filialen mit dem Titel „Ferrobrandt“ in London und New York eröffnet.
Die Galerie in Paris bestand bis ins Jahr 1935, danach änderte sich der Geschmack und das Geschäft warf keine Gewinne mehr ab. Die Familie zog 1942 in die Schweiz wo Edgar Brandt 1960 auch starb.
Der Vergleich zwischen den Arbeiten von Franz Albert Frohnsbeck bereits aus dem Jahr 1912 und denen von Edgar Brandt in den 1920er/30er Jahren, sind von verblüffender Ähnlichkeit. Sogar die Art der Signatur ähnelt sich.
Möglicherweise hat Frohnsbeck sowohl auf der Akademie als auch bei seinen umfangreichen Studienreisen, engen Kontakt mit dem Deutschen Werkbund und vielleicht auch mit frühen Entwürfen und Gegenständen von Edgar Brandts haben können. Dass Edgar Brandt einen Hofschlosser in München und dessen künstlerisch hochbegabten Sohn als Vorbild genommen haben kann, ist möglich aber eventuell wenig wahrscheinlich.
Die Arbeiten der beiden Kunstschmiede stehen aber auf alle Fälle für die Hochblüte des Art Deco in Europa.
Drei fast gleiche Kassetten:
Deren Verbleib ist nicht bekannt, bis auf das Exemplar in der Schell Collection, Graz.
1) „Gewidmet von den dankb. Schwestern des Säuglinsheim München“
Eisen blank, Ausführung J. Frohnsbeck (1912), Verbleib unbekannt
2) Kassette mit Löwenkopf an den Seiten (Herstellungsjahr unbekannt), Verbleib unbekannt
3) Kassette mit „Junges Blut spar dein Gut / Armut im Alter wehe tut“ (Art-Deco Sterne am Deckel und an den Seiten, Herstellungsjahr unbekannt), Inv. Nr. … Schell Collection Graz.
Eine Art Deco Kassette– signiert Hofschlosserei Frohnsbeck aus München
(Mag. Martina Pall)
Der Münchner Kunstschmied und Hofschlossermeister Joseph Frohnsbeck und sein Sohn Franz Albert entwarfen für Kirchen in Bayern diverse liturgische Gegenstände, wie Lampen. Leuchter und Kandelaber. Eine Kassette in der Schell Collection ist auf der Unterseite mit dem Namen „Frohnsbeck“ signiert. Auf der Suche nach dieser Werkstätte konnten im Staatsarchiv in München im Juli 2017, einige Unterlagen zu dieser Firma und sogar ein Gegenstück, der sich in Graz befindlichen Kassette, gefunden werden.
Die wichtigsten Merkmale des Jugendstils sind florale Ornamente, kennzeichnend für das Art Deco sind, klare Formen und Symmetrie. Die Entwürfe von Franz Frohnsbeck, in der Ausführung von Joseph Frohnsbeck, sind streng im Aufbau, haben klare Linien und lassen das polierte Eisen, häufig verbunden mit Messing, gut zur Geltung kommen.
Der Vater Joseph Frohnsbeck (1855-1923) ebnete den Weg der Kunstschlosserei in die kirchlichen Kreise mit Entwürfen von diversen Lustern, Kandelabern und ähnlichem. Der Kronleuchter der St. Ludwigskirche in München erhielt 1912 einen Kronleuchter von Joseph Frohnsbeck nach einer künstlerischen Idee von Architekt Richard Berndl. (In: Monatsschrift Christliche Kunst, Seite 356, 9. Jg., 1912/13). Dieser 11 m hohe Leuchter hing mittig in der Kirche von der Decke, hatte einen Durchmesser von 5 Metern, wurde leider im 2. Weltkrieg bei einem Bombenangriff, der große Teile der Kirche traf, vernichtet. Der neue Kronleuchter für die Ludwigskirche in München wurde als „höchst gediegenes Werk kirchlicher Kunst der Neuzeit“ gerühmt. (Die christliche Kunst, IX, Seite 357) Auch bei der bayrischen Gewerbeschau im Jahr 1912, wurden Teile des Lustern gezeigt.
Zeitgleich wurde ein „Doppelarmleuchter“ von Franz Frohnsbeck entworfen und von seinem Vater ausgeführt, hergestellt. Die dazupassende „Leuchterbank“ zeigt ebenfalls die beliebten nach unten weisenden Spiralbögen.
Sein Sohn Franz Albert Frohnsbeck (1884-1944) war der künstlerische Teil des Duos, der Vater, Joseph Frohnsbeck, übernahm häufig die Ausführung der Gegenstände.
Nach 4 Jahre Reisetätigkeit, arbeitet er in Köln, Dresden und Berlin bei Kunstschmied Bonnemann, der ein bedeutendes Fachbuch schrieb (Der Kunstschmied).
Danach erhielt Franz Albert seine künstlerische Ausbildung bei Adolf v. Hillebrand, welcher 1893, den Vater von Otho Orlando Kurz als Professor an die Kunstschule berufen hat. In weiterer Folge entwirft der Sohn O.O. Kurz, Objekte, die von der Schlosserei Frohnsbeck ausgeführt wurden. O. O. Kurz wird selber 1911 Professor an der Techn. Hochschule in München.
1923 übernimmt der Sohn endgültig die Schlosserei des Vaters Joseph nach dessen Tod. Zwischen 1928 und 1930 wurde der Sohn auf Anraten des Ministeriums für Handel und Gewerbe in den Münchner Gewerberat entsandt.
Bei Eigenentwürfen von Franz Albert Frohnsbeck tauchen schon früh immer wieder die gleichen, nach unten gebogenen, Ornamente auf. Sei es ein Kirchenleuchter, ein Kandelaber, eine Grablaterne oder die Kassette. Die in der Schell Collection vorhandene Kassette hat Vorläufer gehabt. Die einzelnen Teile der Kassette sind innen zusammengeschweißt. Der Mittelteil der Wandungen ist ein separates Stück. Die Seitenteile und Kanten sind bei allen drei Stücken ident, die Ornamente der Wandungen und am Deckel sind anders. Bekannt ist die Datierung einer Kassette, jener der Schwestern des Säuglingsheimes in München. Christliche Symbole schmücken die Seiten und den Deckel, die Publikation der Kassette war 1912.
Bei der zweiten Kassette bestimmen die stilisierten Löwenköpfe das Erscheinungsbild. Der Deckel ist wieder mit einem christlichen Symbol versehen, die Löwenköpfe weisen in die Romanik zurück. Erst die dritte Kassette, jene in Graz zeigt auch in den Ornamenten Art-Deco Sterne, die Wahl der Schriftart des Reimes weist bereits in die späten 1920er Jahre hin.
Ideengeber oder Nachahmer für die Bögen war einerseits die Zeit in Berlin beim Kunstschmied Wilhelm Bonnemann der u.a. in der Ausbildung der Kunstschmiede sehr aktiv und Lehrer am Städtischen Gewerbesaal war, andererseits O.O. Kurz (Entwurf für Armleuchter und Feuergerät).
Der Pariser Edgar Brandt (1880-1960), einer der bedeutendsten Kunstschmiede seiner Zeit arbeitete ebenfalls mit diesem Ornament. Neben dem künstlerischen Arbeiten entwarf er auch Kanonen, Mörser für die Artillerie und schuf sich ein zweites, höchst einträgliches Standbein als Waffenproduzent. Berühmt für die Kunstgeschichte wurde Edgar Brandt 1925 bei der Ausstellung in Paris, wo er unter anderem den Eingang mit allen Gittern und Toren schuf. Seine innovative Arbeitsteilung zur Herstellung der luxuriösen Kunstgegenstände leitete Brandt aus der Automobil-Industrie ab. Arbeiter stellten in separaten Ateliers Teilstücke her, die anschließend zusammengesetzt und oberflächenveredelt wurden. 1919 eröffnete Brandt sein erstes Geschäft in Vierzon. Er revolutionierte in seinen Werkstätten das Autogenschweißen, führte die Massenproduktion ein und trotzdem ist jedes Stück ein Unikat.
Neben der Innenausstattung von Ozeandampfern wie der „Paris“ und der „Normandie“ oder der Gestaltung von Einkaufshäusern, dehnte Brandt die Geschäftsbeziehungen nach Kanada und den USA aus.
Der Höhepunkt seines Schaffens war sicher die Ausstellung 1925 „Art Decorative“ in Paris, wo er selbst einen großen, achteckigen Verkaufsraum bespielte. Im gleichen Jahr eröffnete er in Paris die „Galerie Edgar Brandt“ wo die Kunden Art Deco Kunst in ihrer ganzen Bandbreite erwerben konnten. Die Zusammenarbeit mit Daum zeigt sich in seinen Lampen.
Gleichzeitig wurden Filialen mit dem Titel „Ferrobrandt“ in London und New York eröffnet.
Die Galerie in Paris bestand bis ins Jahr 1935, danach änderte sich der Geschmack und das Geschäft warf keine Gewinne mehr ab. Die Familie zog 1942 in die Schweiz wo Edgar Brandt 1960 auch starb.
Der Vergleich zwischen den Arbeiten von Franz Albert Frohnsbeck bereits aus dem Jahr 1912 und denen von Edgar Brandt in den 1920er/30er Jahren, sind von verblüffender Ähnlichkeit. Sogar die Art der Signatur ähnelt sich.
Möglicherweise hat Frohnsbeck sowohl auf der Akademie als auch bei seinen umfangreichen Studienreisen, engen Kontakt mit dem Deutschen Werkbund und vielleicht auch mit frühen Entwürfen und Gegenständen von Edgar Brandts haben können. Dass Edgar Brandt einen Hofschlosser in München und dessen künstlerisch hochbegabten Sohn als Vorbild genommen haben kann, ist möglich aber eventuell wenig wahrscheinlich.
Die Arbeiten der beiden Kunstschmiede stehen aber auf alle Fälle für die Hochblüte des Art Deco in Europa.
Drei fast gleiche Kassetten:
Deren Verbleib ist nicht bekannt, bis auf das Exemplar in der Schell Collection, Graz.
1) „Gewidmet von den dankb. Schwestern des Säuglinsheim München“
Eisen blank, Ausführung J. Frohnsbeck (1912), Verbleib unbekannt
2) Kassette mit Löwenkopf an den Seiten (Herstellungsjahr unbekannt), Verbleib unbekannt
3) Kassette mit „Junges Blut spar dein Gut / Armut im Alter wehe tut“ (Art-Deco Sterne am Deckel und an den Seiten, Herstellungsjahr unbekannt), Inv. Nr. … Schell Collection Graz.