Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist vielen unter dem Namen „Walpurgisnacht“ bekannt. Unheimliche Gestalten sollen sich in dieser Nacht an sagenumwobenen Plätzen treffen, um dort ausschweifende Orgien zu feiern. Hexen reiten auf Besen durch die Lüfte, wirken so manchen bösen Zauber und huldigen dem Teufel mit samt seiner Dämonenschar. Wild und sittenlos soll es dabei zugehen. So zumindest stellten es sich die Menschen so vor.
Das Objekt
Inv.-Nr. 8732, L: 10 cm
Bei dem Objekt handelt es sich um einen schlichten, hölzernen Schlüssel aus dem 19./20. Jh. Hier sollte man schon aufmerksam werden – ein Schlüssel aus Holz? Schlüssel, die ein Schloss sperren, sind größtenteils aus Eisen, in der Antike auch aus Bronze, hergestellt. Das hölzerne Objekt hatte auch nicht die Funktion etwas aufzusperren. Was die Funktion des Schlüssels betrifft, fällt das entscheidende Detail auf den ersten Blick nicht wirklich auf. Doch dazu kommen wir gleich noch. Sowohl der Schlüsselbart als auch der Schaft sind einfach gearbeitet und unverziert. Weiters kann man den Schlüssel unterhalb des Gesenks auseinanderziehen. Innen ist das Objekt hohl! Man könnte also etwas darin verstecken – wie zum Beispiel eine zusammengerollte Botschaft. Wenn man den ovalen Griff – der auch Reide genannt wird – betrachtet, sieht man eine Aussparung in Form einer liegenden 8.
Wenn man nun denkt, dass man alles Spannende an dem Objekt entdeckt hat, dann irrt man sich. Kommen wir noch einmal zurück zum Griff. Unterhalb befindet sich etwas, dass auffällig ist. Bei genauerer Betrachtung kann man ein winziges Guckloch erkennen. Wenn man hineinblickt und sich konzentriert, dann kann man eine Fotographie erkennen. Man sieht einen Berg oder Hügel mit vielen Bäumen. Darauf befindet sich ein unscheinbar wirkendes Gebäude aus Stein. Interessanter ist da schon die Inschrift am unter Rand des Fotos: „Hexentanzplatz bei Thale“.
Möglicherweise handelt es sich bei dem Holzschlüssel um eine Art Souvenir, dass man in Thale verkaufte. Leider konnte dies – trotz Anfrage beim zuständigen Tourismusbüro – nicht gesichert in Erfahrung gebracht werden.
Noch nie von diesem besonderen Ort gehört? Dann wird es Zeit. Doch bevor die Reise nach Deutschland ins Harzgebirge losgeht, noch ein paar Erläuterungen zur Walpurgisnacht.
Die Walpurgisnacht
Der Name wird abgeleitet von der Heiligen Walpurga, die in der Zeit um 710-779 gelebt hat. Sie gilt als Patronin der Bauern, der Frauen im Wochenbett sowie allen Arten von Haustieren. Auch eine gute Ernte hat man der Heilligen zu verdanken. Laut der Überlieferung hilft Walpurga bei Hundebissen und in Folge dessen bei Tollwut. Weiters ruft man die Heilige bei Husten oder Augenkrankheiten an. Aus ihrem Leben ist einiges überliefert. So war Walpurga von 761-779 die Äbtissin des Klosters Heidenheim. Auf Darstellungen erkennt man die Heilige vor allem an einem kleinen Fläschchen mit Öl und drei Kornähren.[1]
Man gedenkt der Heiligen Walpurga am 25. Februar, aber heiliggesprochen wurde sie an einem 1. Mai. Die neun Nächte vor diesem Datum wurden als Walpurgisnächte bezeichnet. Neben dem Christentum war auch der alte Volksglaube tief in den Menschen vergangener Zeiten verwurzelt. In der Nacht von 30. April auf 1. Mai sollte es ganz besonders wild zu gehen. Dann versammelten sich Hexen auf Bergen wie dem Brocken im Harz und huldigten dort angeblich niemand geringerem als dem Teufel selbst. Wilde Tänze, Orgien und Hexen auf fliegenden Besen stellten sich die verängstigten Menschen vor. Mit allerlei magischer Abwehr versuchte man sich zu schützen. Verschiedene Kräuter, Rituale, aber auch das Walpurgisfeuer sollten die Hexen vertreiben.[2]
Manchmal – so erzählt eine Legende – soll auch die Heilige Walpurga in der Walpurgisnacht erschienen sein. Als weiße Gestalt mit einer Krone und brennenden Schuhen soll sie durch die Dunkelheit gelaufen sein. Gejagt wurde die Heilige von bösen Geistern und Hexen. Man glaubte, wenn man Walpurga hereinließ und sie so vor der schaurigen Horde schützte, würde man reich belohnt werden.[3]
Doch nicht nur in der Walpurgisnacht sollen sich die Hexen getroffen haben, sondern auch an anderen besonderen Nächten im Jahr. Diese Zusammenkünfte wurden als „Hexensabbat“ bezeichnet. Ein Teil dieses Begriffs stammt nicht ohne Grund aus dem Hebräischen. Hier sind deutlich die stark antisemitische Einstellung, die im Mittelalter, aber auch in der Neuzeit vielerorts herrschten, auszumachen.[4]
Bei diesen Zusammenkünften der Hexen soll es wild und unzüchtig zugegangen sein. Wahre Orgien spielten sich in den Vorstellungen der Menschen ab. Anwesend war auch der Teufel höchstpersönlich, manchmal auch Dämonen. Der Geschlechtsverkehr zwischen Teufel bzw. Dämon und den Hexen soll bei diesen Treffen stattgefunden haben. Weiters soll allerlei schädlicher Zauber wie Wetterzauber gewirkt worden sein. Die Anreise der Hexen erfolgte laut Volksglauben per Besen. Dafür musste man allerdings zuvor eine bestimmte Salbe anrühren, die es einem erlaubte zu fliegen.[5]
Was das Wort „Hexe“ betrifft, so hat es seinen Ursprung in dem Begriff „Hagazussa“. Dieses Wort kann aus der Zeit des 10. Jhs. belegt werden und beschreibt eine übernatürliche Macht, die Grenzbereichen wie Zäunen und Hecken lebt. Aus dem 13./14. Jh. wurde der Begriff „Hexe“ bereits in schriftlichen Quellen als Bezeichnung für eine Frau mit übernatürlichen Fähigkeiten bzw. Zauberinnen verwendet. Die Schreibweisen variieren allerdings von „Hegsen“, „Hex“, etc. Meistens wurde das Wort „Hexe“ für Frauen verwendet, aber es gibt auch vereinzelt Belege, dass auch Männer als solche bezeichnet wurden.[6]
Oft gab der kleinste Verdacht den Anstoß zur Verfolgung einer Hexe. Ausführliche Befragungen und grausame Folterung sollten noch weitere Hexen entlarven. Es wurde auch zahlreiche Schriften zum Thema „Hexenverfolgung“ verfasst. Die bekannteste ist der „Hexenhammer“ (lat. „Malleus Maleficarum“), der 1486 von zwei Dominikanermönchen geschrieben wurde, die der Inquisition angehörten. Aber auch der bekannte Jurist und Denker Jean Bodin verfasste eine Abhandlung über die Hexenverfolgung. Für ihn war die Hexerei nicht nur eine Gefahr für den Glauben, sondern auch für den Staat und die Gesellschaft an sich.[7]
Hoch über Thale – Wo die Hexen tanzen
Nicht nur auf dem berühmten Brocken, dem höchsten Berg im Harzer Mittelgebirge, tummeln sich laut den Sagen Hexen und andere übernatürliche Gestalten in der Walpurgisnacht. Auch andere Orte werden als so genannte „Hexentanzplätze“ bezeichnet. So wie hoch über dem Ort Thale im Harz (Sachsen-Anhalt). In der Nähe der Stadt befindet sich das Bodetal. Über den Ursprung des Namens „Bodetal“ rankt sich eine Legende über den Riesen Bodo, der ein Ritter gewesen sein soll. Allerdings war Bodo wild, ungestüm und von schrecklichem Aussehen. Er verliebte sich in das Riesenmädchen Emma, das in der Gegend des heutigen Bodetals wohnte. Doch Emma erwiderte seine Liebe nicht und so wollte Bodo sie entführen. Das Mädchen floh vor dem riesigen Ritter und sprang über eine Schlucht. Bode schaffte den gewaltigen Sprung nicht und stürzte in die Tiefe. Als Strafe wurde Bodo in einen heulenden, schwarzen Hund verwandelt. Das Tal, in dem Bodo nun hauste, wurde von da an „Bodetal“ genannt.[8]
Da das Foto innerhalb des Holzschlüssels hier nicht abgebildet werden kann, wurde ein diesem sehr ähnliches Foto aus dem Jahr 1860 herangezogen. Darauf ist das Gasthaus/Hotel „Hexentanzplatz“ zu sehen. Bereits in dieser Zeit galt der Ort als Magnet für BesucherInnen. Sowohl damals als auch heute führen Wanderungen auf den magischen Platz.[9]
Der Hexentanzplatz liegt ca. 250 m über dem Tal. Bereits in antiker Zeit war der oben erwähnte Platz als Kultplatz von Bedeutung. Dort fand man Reste eines germanischen Walls. Dieser soll als Rückzugsmöglichkeit bei Angriffen gedient haben.[10]
Die Bezeichnung dieses Ortes über dem Bodetal als „Hexentanzplatz“ stammt aus dem 19. Jh. Das passt wiederum zu der Beschriftung des Fotos aus dem Schlüssel. Man sieht das Berghotel „Hexentanzplatz“, das noch heute über Thale thront.[11] Heute kann man als BesucherIn des Bergplateaus viel erleben, denn einige moderne Touristenattraktion wie das „Hexenhaus“ oder die 1901 erbaute „Walpurgishalle“ erwarten einen dort. Auch der Aufstieg ist nicht mehr so beschwerlich. Es fährt nämlich eine Seilbahn hinauf.[12]
Sollten Sie jetzt Lust auf eine Fahrt ins Bodetal bekommen haben, dann können Sie in den Souvenirshops nachsehen, ob es heute noch Schlüssel mit einem Guckloch zu kaufen gibt. Wenn nicht, dann kommen Sie in die Schell Collection und werfen einen Blick auf diesen ganz besonderen Holzschlüssel.
Text: Mag. Verena Lang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1-5: Schell Collection
Abb. 6: https://de.wikipedia.org/wiki/Hexentanzplatz_(Harz)#/media/Datei:Harz_4.jpg. Abgerufen am 17. Februar 2023.
Literaturverzeichnis
Dillinger, Johannes: Hexen und Magie, 2. aktual. und erw. Aufl. Campus Verlag – Frankfurt/New York – 2018.
Goedeke, Richard: Geheimnisvolle Pfade Harz – 37 Wanderungen zu mystischen Orten der Natur. Bruckmann Verlag GmbH – München – 2018.
Gorys, Erhard: Lexikon der Heiligen, 9. Aufl. dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG – München – 2016.
Gretzschel, Matthias und Jung, George: Der Harz. 4. Aufl. Ellert und Richter Verlag – Hamburg – 2001.
Online Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Hexentanzplatz_(Harz). Abgerufen am 17. Februar 2023.
https://berghotel-hexentanzplatz.de/. Abgerufen am 17. Februar 2023.
Objekt des Monats April 2023
Wo die Hexen tanzen…
Ein Holzschlüssel mit Durchblick
Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist vielen unter dem Namen „Walpurgisnacht“ bekannt. Unheimliche Gestalten sollen sich in dieser Nacht an sagenumwobenen Plätzen treffen, um dort ausschweifende Orgien zu feiern. Hexen reiten auf Besen durch die Lüfte, wirken so manchen bösen Zauber und huldigen dem Teufel mit samt seiner Dämonenschar. Wild und sittenlos soll es dabei zugehen. So zumindest stellten es sich die Menschen so vor.
Das Objekt
Inv.-Nr. 8732, L: 10 cm
Bei dem Objekt handelt es sich um einen schlichten, hölzernen Schlüssel aus dem 19./20. Jh. Hier sollte man schon aufmerksam werden – ein Schlüssel aus Holz? Schlüssel, die ein Schloss sperren, sind größtenteils aus Eisen, in der Antike auch aus Bronze, hergestellt. Das hölzerne Objekt hatte auch nicht die Funktion etwas aufzusperren. Was die Funktion des Schlüssels betrifft, fällt das entscheidende Detail auf den ersten Blick nicht wirklich auf. Doch dazu kommen wir gleich noch. Sowohl der Schlüsselbart als auch der Schaft sind einfach gearbeitet und unverziert. Weiters kann man den Schlüssel unterhalb des Gesenks auseinanderziehen. Innen ist das Objekt hohl! Man könnte also etwas darin verstecken – wie zum Beispiel eine zusammengerollte Botschaft. Wenn man den ovalen Griff – der auch Reide genannt wird – betrachtet, sieht man eine Aussparung in Form einer liegenden 8.
Wenn man nun denkt, dass man alles Spannende an dem Objekt entdeckt hat, dann irrt man sich. Kommen wir noch einmal zurück zum Griff. Unterhalb befindet sich etwas, dass auffällig ist. Bei genauerer Betrachtung kann man ein winziges Guckloch erkennen. Wenn man hineinblickt und sich konzentriert, dann kann man eine Fotographie erkennen. Man sieht einen Berg oder Hügel mit vielen Bäumen. Darauf befindet sich ein unscheinbar wirkendes Gebäude aus Stein. Interessanter ist da schon die Inschrift am unter Rand des Fotos: „Hexentanzplatz bei Thale“.
Möglicherweise handelt es sich bei dem Holzschlüssel um eine Art Souvenir, dass man in Thale verkaufte. Leider konnte dies – trotz Anfrage beim zuständigen Tourismusbüro – nicht gesichert in Erfahrung gebracht werden.
Noch nie von diesem besonderen Ort gehört? Dann wird es Zeit. Doch bevor die Reise nach Deutschland ins Harzgebirge losgeht, noch ein paar Erläuterungen zur Walpurgisnacht.
Die Walpurgisnacht
Der Name wird abgeleitet von der Heiligen Walpurga, die in der Zeit um 710-779 gelebt hat. Sie gilt als Patronin der Bauern, der Frauen im Wochenbett sowie allen Arten von Haustieren. Auch eine gute Ernte hat man der Heilligen zu verdanken. Laut der Überlieferung hilft Walpurga bei Hundebissen und in Folge dessen bei Tollwut. Weiters ruft man die Heilige bei Husten oder Augenkrankheiten an. Aus ihrem Leben ist einiges überliefert. So war Walpurga von 761-779 die Äbtissin des Klosters Heidenheim. Auf Darstellungen erkennt man die Heilige vor allem an einem kleinen Fläschchen mit Öl und drei Kornähren.[1]
Man gedenkt der Heiligen Walpurga am 25. Februar, aber heiliggesprochen wurde sie an einem 1. Mai. Die neun Nächte vor diesem Datum wurden als Walpurgisnächte bezeichnet. Neben dem Christentum war auch der alte Volksglaube tief in den Menschen vergangener Zeiten verwurzelt. In der Nacht von 30. April auf 1. Mai sollte es ganz besonders wild zu gehen. Dann versammelten sich Hexen auf Bergen wie dem Brocken im Harz und huldigten dort angeblich niemand geringerem als dem Teufel selbst. Wilde Tänze, Orgien und Hexen auf fliegenden Besen stellten sich die verängstigten Menschen vor. Mit allerlei magischer Abwehr versuchte man sich zu schützen. Verschiedene Kräuter, Rituale, aber auch das Walpurgisfeuer sollten die Hexen vertreiben.[2]
Manchmal – so erzählt eine Legende – soll auch die Heilige Walpurga in der Walpurgisnacht erschienen sein. Als weiße Gestalt mit einer Krone und brennenden Schuhen soll sie durch die Dunkelheit gelaufen sein. Gejagt wurde die Heilige von bösen Geistern und Hexen. Man glaubte, wenn man Walpurga hereinließ und sie so vor der schaurigen Horde schützte, würde man reich belohnt werden.[3]
Doch nicht nur in der Walpurgisnacht sollen sich die Hexen getroffen haben, sondern auch an anderen besonderen Nächten im Jahr. Diese Zusammenkünfte wurden als „Hexensabbat“ bezeichnet. Ein Teil dieses Begriffs stammt nicht ohne Grund aus dem Hebräischen. Hier sind deutlich die stark antisemitische Einstellung, die im Mittelalter, aber auch in der Neuzeit vielerorts herrschten, auszumachen.[4]
Bei diesen Zusammenkünften der Hexen soll es wild und unzüchtig zugegangen sein. Wahre Orgien spielten sich in den Vorstellungen der Menschen ab. Anwesend war auch der Teufel höchstpersönlich, manchmal auch Dämonen. Der Geschlechtsverkehr zwischen Teufel bzw. Dämon und den Hexen soll bei diesen Treffen stattgefunden haben. Weiters soll allerlei schädlicher Zauber wie Wetterzauber gewirkt worden sein. Die Anreise der Hexen erfolgte laut Volksglauben per Besen. Dafür musste man allerdings zuvor eine bestimmte Salbe anrühren, die es einem erlaubte zu fliegen.[5]
Was das Wort „Hexe“ betrifft, so hat es seinen Ursprung in dem Begriff „Hagazussa“. Dieses Wort kann aus der Zeit des 10. Jhs. belegt werden und beschreibt eine übernatürliche Macht, die Grenzbereichen wie Zäunen und Hecken lebt. Aus dem 13./14. Jh. wurde der Begriff „Hexe“ bereits in schriftlichen Quellen als Bezeichnung für eine Frau mit übernatürlichen Fähigkeiten bzw. Zauberinnen verwendet. Die Schreibweisen variieren allerdings von „Hegsen“, „Hex“, etc. Meistens wurde das Wort „Hexe“ für Frauen verwendet, aber es gibt auch vereinzelt Belege, dass auch Männer als solche bezeichnet wurden.[6]
Oft gab der kleinste Verdacht den Anstoß zur Verfolgung einer Hexe. Ausführliche Befragungen und grausame Folterung sollten noch weitere Hexen entlarven. Es wurde auch zahlreiche Schriften zum Thema „Hexenverfolgung“ verfasst. Die bekannteste ist der „Hexenhammer“ (lat. „Malleus Maleficarum“), der 1486 von zwei Dominikanermönchen geschrieben wurde, die der Inquisition angehörten. Aber auch der bekannte Jurist und Denker Jean Bodin verfasste eine Abhandlung über die Hexenverfolgung. Für ihn war die Hexerei nicht nur eine Gefahr für den Glauben, sondern auch für den Staat und die Gesellschaft an sich.[7]
Hoch über Thale – Wo die Hexen tanzen
Nicht nur auf dem berühmten Brocken, dem höchsten Berg im Harzer Mittelgebirge, tummeln sich laut den Sagen Hexen und andere übernatürliche Gestalten in der Walpurgisnacht. Auch andere Orte werden als so genannte „Hexentanzplätze“ bezeichnet. So wie hoch über dem Ort Thale im Harz (Sachsen-Anhalt). In der Nähe der Stadt befindet sich das Bodetal. Über den Ursprung des Namens „Bodetal“ rankt sich eine Legende über den Riesen Bodo, der ein Ritter gewesen sein soll. Allerdings war Bodo wild, ungestüm und von schrecklichem Aussehen. Er verliebte sich in das Riesenmädchen Emma, das in der Gegend des heutigen Bodetals wohnte. Doch Emma erwiderte seine Liebe nicht und so wollte Bodo sie entführen. Das Mädchen floh vor dem riesigen Ritter und sprang über eine Schlucht. Bode schaffte den gewaltigen Sprung nicht und stürzte in die Tiefe. Als Strafe wurde Bodo in einen heulenden, schwarzen Hund verwandelt. Das Tal, in dem Bodo nun hauste, wurde von da an „Bodetal“ genannt.[8]
Da das Foto innerhalb des Holzschlüssels hier nicht abgebildet werden kann, wurde ein diesem sehr ähnliches Foto aus dem Jahr 1860 herangezogen. Darauf ist das Gasthaus/Hotel „Hexentanzplatz“ zu sehen. Bereits in dieser Zeit galt der Ort als Magnet für BesucherInnen. Sowohl damals als auch heute führen Wanderungen auf den magischen Platz.[9]
Der Hexentanzplatz liegt ca. 250 m über dem Tal. Bereits in antiker Zeit war der oben erwähnte Platz als Kultplatz von Bedeutung. Dort fand man Reste eines germanischen Walls. Dieser soll als Rückzugsmöglichkeit bei Angriffen gedient haben.[10]
Die Bezeichnung dieses Ortes über dem Bodetal als „Hexentanzplatz“ stammt aus dem 19. Jh. Das passt wiederum zu der Beschriftung des Fotos aus dem Schlüssel. Man sieht das Berghotel „Hexentanzplatz“, das noch heute über Thale thront.[11] Heute kann man als BesucherIn des Bergplateaus viel erleben, denn einige moderne Touristenattraktion wie das „Hexenhaus“ oder die 1901 erbaute „Walpurgishalle“ erwarten einen dort. Auch der Aufstieg ist nicht mehr so beschwerlich. Es fährt nämlich eine Seilbahn hinauf.[12]
Sollten Sie jetzt Lust auf eine Fahrt ins Bodetal bekommen haben, dann können Sie in den Souvenirshops nachsehen, ob es heute noch Schlüssel mit einem Guckloch zu kaufen gibt. Wenn nicht, dann kommen Sie in die Schell Collection und werfen einen Blick auf diesen ganz besonderen Holzschlüssel.
Text: Mag. Verena Lang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1-5: Schell Collection
Abb. 6: https://de.wikipedia.org/wiki/Hexentanzplatz_(Harz)#/media/Datei:Harz_4.jpg. Abgerufen am 17. Februar 2023.
Literaturverzeichnis
Dillinger, Johannes: Hexen und Magie, 2. aktual. und erw. Aufl. Campus Verlag – Frankfurt/New York – 2018.
Goedeke, Richard: Geheimnisvolle Pfade Harz – 37 Wanderungen zu mystischen Orten der Natur. Bruckmann Verlag GmbH – München – 2018.
Gorys, Erhard: Lexikon der Heiligen, 9. Aufl. dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG – München – 2016.
Gretzschel, Matthias und Jung, George: Der Harz. 4. Aufl. Ellert und Richter Verlag – Hamburg – 2001.
Online Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Hexentanzplatz_(Harz). Abgerufen am 17. Februar 2023.
https://berghotel-hexentanzplatz.de/. Abgerufen am 17. Februar 2023.
[1] Vgl. Gorys, S. 341f.
[2] Vgl. Gorys, S. 342f.
[3] Vgl. Gorys, S. 342f.
[4] Vgl. Dillinger, S. 21.
[5] Vgl. Dillinger, S. 21f.
[6] Vgl. Dillinger, S. 19f.
[7] Vgl. Dillinger, S. 47ff.
[8] Vgl. Gretzschel, S. 38.
[9] Vgl. Gretzschel, S. 39.
[10] Vgl. Goedeke, S. 58. Vgl. Gretzschel, S. 38. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hexentanzplatz_(Harz). Abgerufen am 17. Februar 2023.
[11] Vgl. https://berghotel-hexentanzplatz.de/. Abgerufen am 17. Februar 2023.
[12] Vgl. Goedeke, S. 58; Vgl. Gretzschel, S. 38; Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hexentanzplatz_(Harz). Abgerufen am 17. Februar 2023.