Schreibkassette mit Stachelschwein-Borsten, Ceylon um 1860
Maße: 40,5 x 23 x 15,5 cm
Inv. Nr. 7679
Ein koloniales Stück ist die Schreibkassette aus Ebenholz, besetzt mit Stachelschwein-Borsten. Es zeigt typisch überseeisches Kunsthandwerk des 19. Jahrhunderts aus Ceylon /Sri Lanka.
Der äußere Holzkörper der Kassette ist dicht mit den Borsten des Stachelschweins und Beineinlagen belegt, wobei die Borsten geschickt je nach Farben geordneten sind. Zwischen den Reihen der Borsten finden sich Holzleisten, die mit punktförmigen Beineinlagen versehen sind. Im Inneren löst sich im Deckel der strenge Stil der reihenförmigen Borsten auf. Ranken und Blumen aus Beineinlagen umgeben einen aus verschiedenen, exotischen Hölzern eingelegt-intarsierten Stern. Viele verschiedene Fächer, jedes wieder mit Beineinlagen geschmückt, eine herausklappbare Schreibfläche und eine Papieraufrollung für eben diese Schreibfläche komplettieren den mobilen Schreibplatz.
Zum Material: Stachelschweine haben die längsten Stacheln – eigentlich Borsten – aller Säugetiere. Es sind umgewandelte Haare, die steif, dick und elastisch sind und Längen bis zu 40 cm erreichen können. Die ausgefallenen Stacheln der Tiere werden aufgesammelt und als Dekoration verkauft und verwendet. Auch Fischer benutzen die Borsten beim Angeln als Schwimmer der Köder.
Zur Funktion: Mobile Schreibkassetten mit schräger Schreibplatte die aufgeklappt werden konnten, zusätzlich diverse Fächer für Tinte, Stempel, Siegel und Federn und einer Rolle Papier, die über die schräge Schreibfläche gezogen werden, sind im 19. Jahrhundert weit verbreitet. Auf Reisen waren diese flachen und zusammen-faltbaren Kleinmöbel praktisch und leicht zu transportieren. Man unterscheidet jene Stücke mit geradem Deckel, die eher von Herren benutzt wurden, und jene mit gewölbtem oder abgesetztem, Deckel, die den Frauen vorbehalten blieben. Die Ornamente an der Außenseite blieben dementsprechend schlicht oder waren verspielter. Das Innere der Schreibkästen variiert je nach Wunsch und Vorlieben des Besitzers. Die hier vorgestellte Schreibkassette mit den Stachelschwein-Borsten dürfte weniger für Reisen gedacht gewesen sein, dazu waren die aufgelegten Borsten zu filigran. Vermutlich war die Arbeit aus Ceylon ein Souvenirartikel oder ein Geschenk aus den Kolonien, das seinen fixen Platz in den Salons fand und nicht auf Reisen mitgeführt wurde.
Zur Technik: Das dunkle exotische Ebenholz wird mit kleinen Löchern versehen, darin werden die punktförmigen Beineinlagen mit Hilfe von Leim eingeklebt. Dieselbe Befestigungstechnik wird bei den sorgfältig, je nach Farbverlauf ausgewählten Borsten, angewandt. Sie werden sortiert, zurechtgeschnitten und auf den Träger aufgeleimt. Schreibkassetten dieser Art wurden ab dem Ende des 18. Jahrhunderts vielfach verwendet. Ihre leichte Handhabung, verbunden mit qualitätsvoller Verarbeitung, den vielen Funktionen und beigegebenen Utensilien samt den versteckten Geheimfächern, machten die kleinen Transportmöbel besonders für Reisende, Diplomaten oder Heeresbeamte unentbehrlich.
Eher gebildete Personen waren die Hauptabnehmer dieser Schreibkassetten. Zu den verschieden großen Fächern für Schreibgegenstände konnten noch Halterungen für Kerzenständer, seitliche Tragegriffe, ausziehbare Seitenfächer oder Leisten für Buchstützen kommen. Eines gemeinsam ist den Schreibmöbeln, die ausklappbare, schräge Schreibfläche, die mit Leder, Samt oder Filz bezogen war, dazu Geheimfächer, meist unter den Tintenfässern und verschiedene Laden sowie Fächer, die teilweise mit einem Deckel verschlossen werden konnten. Die Kassette aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde für den Handel und für Europa erzeugt. Diese kolonialen Handwerksarbeiten fanden danach ihren Weg in bürgerliche Wohnungen oder in Museen.
Text: Martina Pall
Schreibkassette mit Stachelschwein-Borsten, Ceylon um 1860
Maße: 40,5 x 23 x 15,5 cm
Inv. Nr. 7679
Ein koloniales Stück ist die Schreibkassette aus Ebenholz, besetzt mit Stachelschwein-Borsten. Es zeigt typisch überseeisches Kunsthandwerk des 19. Jahrhunderts aus Ceylon /Sri Lanka.
Der äußere Holzkörper der Kassette ist dicht mit den Borsten des Stachelschweins und Beineinlagen belegt, wobei die Borsten geschickt je nach Farben geordneten sind. Zwischen den Reihen der Borsten finden sich Holzleisten, die mit punktförmigen Beineinlagen versehen sind. Im Inneren löst sich im Deckel der strenge Stil der reihenförmigen Borsten auf. Ranken und Blumen aus Beineinlagen umgeben einen aus verschiedenen, exotischen Hölzern eingelegt-intarsierten Stern. Viele verschiedene Fächer, jedes wieder mit Beineinlagen geschmückt, eine herausklappbare Schreibfläche und eine Papieraufrollung für eben diese Schreibfläche komplettieren den mobilen Schreibplatz.
Zum Material: Stachelschweine haben die längsten Stacheln – eigentlich Borsten – aller Säugetiere. Es sind umgewandelte Haare, die steif, dick und elastisch sind und Längen bis zu 40 cm erreichen können. Die ausgefallenen Stacheln der Tiere werden aufgesammelt und als Dekoration verkauft und verwendet. Auch Fischer benutzen die Borsten beim Angeln als Schwimmer der Köder.
Zur Funktion: Mobile Schreibkassetten mit schräger Schreibplatte die aufgeklappt werden konnten, zusätzlich diverse Fächer für Tinte, Stempel, Siegel und Federn und einer Rolle Papier, die über die schräge Schreibfläche gezogen werden, sind im 19. Jahrhundert weit verbreitet. Auf Reisen waren diese flachen und zusammen-faltbaren Kleinmöbel praktisch und leicht zu transportieren. Man unterscheidet jene Stücke mit geradem Deckel, die eher von Herren benutzt wurden, und jene mit gewölbtem oder abgesetztem, Deckel, die den Frauen vorbehalten blieben. Die Ornamente an der Außenseite blieben dementsprechend schlicht oder waren verspielter. Das Innere der Schreibkästen variiert je nach Wunsch und Vorlieben des Besitzers. Die hier vorgestellte Schreibkassette mit den Stachelschwein-Borsten dürfte weniger für Reisen gedacht gewesen sein, dazu waren die aufgelegten Borsten zu filigran. Vermutlich war die Arbeit aus Ceylon ein Souvenirartikel oder ein Geschenk aus den Kolonien, das seinen fixen Platz in den Salons fand und nicht auf Reisen mitgeführt wurde.
Zur Technik: Das dunkle exotische Ebenholz wird mit kleinen Löchern versehen, darin werden die punktförmigen Beineinlagen mit Hilfe von Leim eingeklebt. Dieselbe Befestigungstechnik wird bei den sorgfältig, je nach Farbverlauf ausgewählten Borsten, angewandt. Sie werden sortiert, zurechtgeschnitten und auf den Träger aufgeleimt. Schreibkassetten dieser Art wurden ab dem Ende des 18. Jahrhunderts vielfach verwendet. Ihre leichte Handhabung, verbunden mit qualitätsvoller Verarbeitung, den vielen Funktionen und beigegebenen Utensilien samt den versteckten Geheimfächern, machten die kleinen Transportmöbel besonders für Reisende, Diplomaten oder Heeresbeamte unentbehrlich.
Eher gebildete Personen waren die Hauptabnehmer dieser Schreibkassetten. Zu den verschieden großen Fächern für Schreibgegenstände konnten noch Halterungen für Kerzenständer, seitliche Tragegriffe, ausziehbare Seitenfächer oder Leisten für Buchstützen kommen. Eines gemeinsam ist den Schreibmöbeln, die ausklappbare, schräge Schreibfläche, die mit Leder, Samt oder Filz bezogen war, dazu Geheimfächer, meist unter den Tintenfässern und verschiedene Laden sowie Fächer, die teilweise mit einem Deckel verschlossen werden konnten. Die Kassette aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde für den Handel und für Europa erzeugt. Diese kolonialen Handwerksarbeiten fanden danach ihren Weg in bürgerliche Wohnungen oder in Museen.
Text: Martina Pall