Ein Kabinettschrank aus Eger (Chep, Tschechien)
Inv. Nr.: 1188
Maße: 62,9 x 31,4 x 61,2 cm
Als erstes Stück der Reihe an Reliefintarsien-Möbeln in der Schell Collection kommt dem Kabinettschrank aus dem einstigen Egerland besondere Bedeutung zu. 1986 fand das interessante Kabinett Eingang in die Sammlung und fasziniert seither unsere Besucher und Besucherinnen. Besonders ist an dem Schrank nicht nur die Technik der Schnitzerei sondern auch das Bildprogramm. Werfen wir einen genaueren Blick auf das Kabinett:
Zur Technik:
Das Schränkchen besitzt einen dunklen Holzkorpus, an dem feuervergoldete Messingbeschläge montiert sind. Öffnet man die beiden Türen so wird der Blick auf eine Vielzahl an Schnitzereien gelenkt. Sowohl an den Türeninnenseiten und der Innenseite des Deckelaufsatzfaches als auch an den 10 Schubladen sowie an der Türe des Mittelfaches befinden sich geschnitzte Bilder. Es handelt sich hier allerdings nicht um banale Flachschnitzereien aus einer Holzart, sondern um Bilder, die sich aus verschiedenen Holzarten zusammensetzen. Die verschiedenen Brauntöne der Hölzer wurden in Form von Einlegearbeiten (Intarsien) zu einem Bild zusammen gesetzt. Im Anschluss wurden die Holzintarsien im Relief beschnitzt, was dem Bild einen perspektivischen Effekt verleitet. Diese Form der Verzierungstechnik ist besonders und findet sich in dieser Art der Ausführung ausschließlich auf den Kästchen und Kabinetten der Stadt Eger.
Zur historischen Bedeutung:
Der Kabinettschrank aus Eger entstand um 1600. Während der Dreißigjährige Krieg in Europa wütete, erblühte in Eger das Kunsthandwerk der Reliefintarsien. Kästchen, Brettspiele und Kabinettschränke wurden nach Vorlagen von Ovids Metamorphosen oder Ereignissen aus der Bibel verziert. Durch diplomatisches Verschenken dieser Kunstwerke schützte sich die Stadt für Raubzügen und dem Schicksal ein Kriegsschauplatz zu werden. Viele dieser Arbeiten gelangten somit in den Besitz mächtiger Politiker oder Heeresführer. Heute sind die außergewöhnlichen Stücke über die ganze Welt verstreut in Museen und Privatsammlungen zu finden.
Speziell, der hier vorgestellte Kabinettschrank der Schell Collection ist konfessionell interessant: Eine der Darstellungen zeigt einen protestantischen Kirchenraum aus dieser Zeit. Das Taufbecken steht im Vordergrund und der Geistliche predigt mit dem Gesicht zu den Gläubigen von der Kanzel aus. Um 1600, dem Zeitalter der Reformation bekannten sich viele Gläubige zum protestantischen Glauben. So auch der Schnitzer, dieses Schrankes. Vermutlich handelt es sich hier um die Arbeit von Adam Eck, einem der erfolgreichsten Reliefintarsienschnitzer dieser Zeit.
Zum Bildprogramm:
Das Kabinett zeigt ein Bildprogramm mit christlichem Bezug. Es handelt sich um die Darstellungen der 10 Gebote, die auf den Schubladen zu sehen sind. Das Mittelfach zeigt Noah mit den Gebotstafeln. Im Inneren des Kabinetts findet sich eine weitere Reliefintarsie, die Jesus Christus zeigt. Zu beiden Türen sind mildtätige weibliche Figuren aus der Bibel zu sehen, während im Aufsatzfach die Erschaffung der Welt dargestellt ist.
In der Schell Collection befinden sich sieben weitere Möbelstücke, die mit der Reliefintarsientechnik verziert wurden. Doch dieses Kabinett bleibt als erstes seiner Art in der Sammlung ein ganz besonderes Highlight.
Ein Kabinettschrank aus Eger (Chep, Tschechien)
Inv. Nr.: 1188
Maße: 62,9 x 31,4 x 61,2 cm
Als erstes Stück der Reihe an Reliefintarsien-Möbeln in der Schell Collection kommt dem Kabinettschrank aus dem einstigen Egerland besondere Bedeutung zu. 1986 fand das interessante Kabinett Eingang in die Sammlung und fasziniert seither unsere Besucher und Besucherinnen. Besonders ist an dem Schrank nicht nur die Technik der Schnitzerei sondern auch das Bildprogramm. Werfen wir einen genaueren Blick auf das Kabinett:
Zur Technik:
Das Schränkchen besitzt einen dunklen Holzkorpus, an dem feuervergoldete Messingbeschläge montiert sind. Öffnet man die beiden Türen so wird der Blick auf eine Vielzahl an Schnitzereien gelenkt. Sowohl an den Türeninnenseiten und der Innenseite des Deckelaufsatzfaches als auch an den 10 Schubladen sowie an der Türe des Mittelfaches befinden sich geschnitzte Bilder. Es handelt sich hier allerdings nicht um banale Flachschnitzereien aus einer Holzart, sondern um Bilder, die sich aus verschiedenen Holzarten zusammensetzen. Die verschiedenen Brauntöne der Hölzer wurden in Form von Einlegearbeiten (Intarsien) zu einem Bild zusammen gesetzt. Im Anschluss wurden die Holzintarsien im Relief beschnitzt, was dem Bild einen perspektivischen Effekt verleitet. Diese Form der Verzierungstechnik ist besonders und findet sich in dieser Art der Ausführung ausschließlich auf den Kästchen und Kabinetten der Stadt Eger.
Zur historischen Bedeutung:
Der Kabinettschrank aus Eger entstand um 1600. Während der Dreißigjährige Krieg in Europa wütete, erblühte in Eger das Kunsthandwerk der Reliefintarsien. Kästchen, Brettspiele und Kabinettschränke wurden nach Vorlagen von Ovids Metamorphosen oder Ereignissen aus der Bibel verziert. Durch diplomatisches Verschenken dieser Kunstwerke schützte sich die Stadt für Raubzügen und dem Schicksal ein Kriegsschauplatz zu werden. Viele dieser Arbeiten gelangten somit in den Besitz mächtiger Politiker oder Heeresführer. Heute sind die außergewöhnlichen Stücke über die ganze Welt verstreut in Museen und Privatsammlungen zu finden.
Speziell, der hier vorgestellte Kabinettschrank der Schell Collection ist konfessionell interessant: Eine der Darstellungen zeigt einen protestantischen Kirchenraum aus dieser Zeit. Das Taufbecken steht im Vordergrund und der Geistliche predigt mit dem Gesicht zu den Gläubigen von der Kanzel aus. Um 1600, dem Zeitalter der Reformation bekannten sich viele Gläubige zum protestantischen Glauben. So auch der Schnitzer, dieses Schrankes. Vermutlich handelt es sich hier um die Arbeit von Adam Eck, einem der erfolgreichsten Reliefintarsienschnitzer dieser Zeit.
Zum Bildprogramm:
Das Kabinett zeigt ein Bildprogramm mit christlichem Bezug. Es handelt sich um die Darstellungen der 10 Gebote, die auf den Schubladen zu sehen sind. Das Mittelfach zeigt Noah mit den Gebotstafeln. Im Inneren des Kabinetts findet sich eine weitere Reliefintarsie, die Jesus Christus zeigt. Zu beiden Türen sind mildtätige weibliche Figuren aus der Bibel zu sehen, während im Aufsatzfach die Erschaffung der Welt dargestellt ist.
In der Schell Collection befinden sich sieben weitere Möbelstücke, die mit der Reliefintarsientechnik verziert wurden. Doch dieses Kabinett bleibt als erstes seiner Art in der Sammlung ein ganz besonderes Highlight.