Swanetische Türe aus Ushguli (Georgien), 18. Jahrhundert
Diese aus Kaukasischer Linde und Buche geschnitzte Türe zeigt die Bestellung des Dorfältesten zum obersten Swanetischen Richter (Makhvshi). Ein Anführer „Makhvshi“ in Swanetien führte die Gemeinschaft. Er wurde in der Gemeindeversammlung gewählt, an der alle männlichen und weiblichen Gemeinschaftsmitglieder über 20 Jahre teilnehmen durften. Der Makhvshi sollte eine angesehene Persönlichkeit des Dorfes sein, bekannt für Intelligenz, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Er musste ein gläubiger Christ sein. Er war in Friedenszeiten Richter des Dorfes und in Kriegszeiten verantwortlich für dessen Verteidigung. Bei Streitigkeiten schlichtete er mit 4 oder 5 Zeugen die jeweiligen Auseinandersetzungen. Straftäter, Diebe und andere wurden verurteilt, verbannt und aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen. Gemeinsam mit den anderen Anführern der anderen Dörfer wurde die „Tagung von Khevi“ (alle Dorfanführer) abgehalten. Hier wurden innen- und außenpolitische Themen besprochen, Kriege vorbereitet oder große Bauvorhaben beschlossen. Schwere Verbrechen wurden bei der Tagung beurteilt – es konnten Todesurteile ausgesprochen werden. Alle Entscheidungen, die vom Khevi getroffen wurden, waren endgültig und unwiderruflich.
Diese Türe wurde im 18. Jahrhundert vom Sohn des damaligen Dorfältesten angefertigt. In den drei großen geschnitzten Feldern wird Folgendes dargestellt:
1.) Der Dorfälteste wird im obersten Feld zum Swanetischen Richter (Makhvshi) ernannt. Dieser sitzt auf einem für ihn angefertigten Stuhl. Die Dorfältesten der umliegenden Dörfer setzen ihm die Swanetische Mütze auf und wählen ihn hiermit zum obersten Richter. In der Hand hält er den Richterstab, den er vom Vorgänger übernommen hat.
2.) Im mittleren Feld geht er mit dem Kreuz, begleitet von den anderen Dorfältesten, zum Gericht. Dort muss nun jeder Teilnehmer angesichts des Kreuzes schwören, immer die Wahrheit zu sagen.
3.) Im untersten Feld sieht man den Richter (Makhvshi), wie er in der linken Hand den Swanetischen Wehrturm (Fluchtturm), der an das Haus angebaut ist, hält. Dies bedeutet, dass er das Swanetische Leben mit sämtlichen Sitten und Gebräuche gut kennt, diese ehrt, verteidigt und schätzt. In der rechten Hand hält er den Richterstab.
Die drei Szenen werden von den 12 Aposteln umrahmt. Die Türe war lange Zeit im Wehrturm des Richters eingebaut und wurde später im Privatmuseum der Familie Charkseliani im Dorf Ushguli aufbewahrt.
Text: Hanns Schell
Swanetische Türe aus Ushguli (Georgien), 18. Jahrhundert
Diese aus Kaukasischer Linde und Buche geschnitzte Türe zeigt die Bestellung des Dorfältesten zum obersten Swanetischen Richter (Makhvshi). Ein Anführer „Makhvshi“ in Swanetien führte die Gemeinschaft. Er wurde in der Gemeindeversammlung gewählt, an der alle männlichen und weiblichen Gemeinschaftsmitglieder über 20 Jahre teilnehmen durften. Der Makhvshi sollte eine angesehene Persönlichkeit des Dorfes sein, bekannt für Intelligenz, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Er musste ein gläubiger Christ sein. Er war in Friedenszeiten Richter des Dorfes und in Kriegszeiten verantwortlich für dessen Verteidigung. Bei Streitigkeiten schlichtete er mit 4 oder 5 Zeugen die jeweiligen Auseinandersetzungen. Straftäter, Diebe und andere wurden verurteilt, verbannt und aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen. Gemeinsam mit den anderen Anführern der anderen Dörfer wurde die „Tagung von Khevi“ (alle Dorfanführer) abgehalten. Hier wurden innen- und außenpolitische Themen besprochen, Kriege vorbereitet oder große Bauvorhaben beschlossen. Schwere Verbrechen wurden bei der Tagung beurteilt – es konnten Todesurteile ausgesprochen werden. Alle Entscheidungen, die vom Khevi getroffen wurden, waren endgültig und unwiderruflich.
Diese Türe wurde im 18. Jahrhundert vom Sohn des damaligen Dorfältesten angefertigt. In den drei großen geschnitzten Feldern wird Folgendes dargestellt:
1.) Der Dorfälteste wird im obersten Feld zum Swanetischen Richter (Makhvshi) ernannt. Dieser sitzt auf einem für ihn angefertigten Stuhl. Die Dorfältesten der umliegenden Dörfer setzen ihm die Swanetische Mütze auf und wählen ihn hiermit zum obersten Richter. In der Hand hält er den Richterstab, den er vom Vorgänger übernommen hat.
2.) Im mittleren Feld geht er mit dem Kreuz, begleitet von den anderen Dorfältesten, zum Gericht. Dort muss nun jeder Teilnehmer angesichts des Kreuzes schwören, immer die Wahrheit zu sagen.
3.) Im untersten Feld sieht man den Richter (Makhvshi), wie er in der linken Hand den Swanetischen Wehrturm (Fluchtturm), der an das Haus angebaut ist, hält. Dies bedeutet, dass er das Swanetische Leben mit sämtlichen Sitten und Gebräuche gut kennt, diese ehrt, verteidigt und schätzt. In der rechten Hand hält er den Richterstab.
Die drei Szenen werden von den 12 Aposteln umrahmt. Die Türe war lange Zeit im Wehrturm des Richters eingebaut und wurde später im Privatmuseum der Familie Charkseliani im Dorf Ushguli aufbewahrt.
Text: Hanns Schell