Symbole begleiten uns tagein tagaus. Bei den meisten wissen wir sofort, was dieses oder jenes zu bedeuten hat. Aber wie sieht es mit Symbolen aus, die beispielsweise in Asien gebräuchlich sind? In diesem Beitrag werden die 8 Glückssymbole des tibetischen Buddhismus im Mittelpunkt stehen, die häufig auf Objekten aus dieser Region zu sehen sind. In diesem Monat bringen zwei Butterlampen Licht in das Thema der 8 Buddhistischen Glückssymbole.
Die Objekte:
Tibetische Butterlampen aus Silber mit Türkisen verziert
Inv.-Nr. 420, H: 14 cm
Die zwei Butterlampen stammen aus Tibet und sind aus ziseliertem Silber in Kelchform gearbeitet. Auf beiden Objekten kann man jeweils alle 8 Glückssymbole erkennen. Diese befinden sich paarweise übereinander angeordnet in vier Kartuschen rund um die Schale im Relief:
• Muschelhorn und Unendlicher Knoten
• Schatzvase und Lotus
• Ehrenschirm und Goldene Fische
• Siegesbanner und Rad des Schicksals
Die Schale der Butterlampe steht auf einem Fuß, der sich nach unten hin verbreitert. Im oberen Teil sieht man vier kleine Türkise in das Silber eingesetzt. Danach folgt als Verzierung der doppelte Lotusthron, der häufig als unterer Teil von Buddha Statuen zu sehen ist.
Die Butterlampe:
Wenn man das Wort „Lampe“ hört, denkt man sofort
an ein Objekt zur Ausleuchtung von Räumen oder ähnlichem. Bei den tibetischen Butterlampen handelt es sich aber nicht nur um Lampen im herkömmlichen Sinn. Natürlich dienen diese in Tempeln, vor Schreinen und Altären zur Beleuchtung der Statuen oder Wandbilder. Doch gelten die Butterlampen auch als rituelle Opfergabe und stehen häufig in großer Zahl nebeneinander in den Heiligtümern. Oftmals handelt es sich um exakt 108 Stück Butterlampen, die bei sakralen Handlungen Verwendung finden. Diese Zahl gilt unter anderem im Buddhismus und Hinduismus als heilig. Mit dem Licht der Lampen will man verhindern, dass sich die Verblendung ausbreiten kann und den Weg der Erkenntnis erleuchten. Die Butterlampen werden häufig paarweise hergestellt – wie auch im Fall der hier vorgestellten Objekte – und sind aus Silber oder Kupfer angefertigt. Sehr selten ist die Verwendung von Gold zur Herstellung solcher Objekte. Der Lampendocht besteht aus einem Bambusstäbchen, um das brennbares Material wie z.B. Baumwolle gewunden wird. Gefüllt werden sie mit flüssiger Yakbutter, die von Zeit zu Zeit von Mönchen oder Gläubigen nachgegossen wird. Dazu muss diese aber zunächst noch rituell gereinigt werden, bevor sie als Lichtgabe für eine Gottheit dienen kann. Weiters zählt das Licht der Butterlampen auch zu den Sieben Gaben für Gäste, die man im Haus beherbergt. Die anderen sechs sind: ein Platz, Wasser zum Waschen der Füße, Getränk und Speise, Weihrauch sowie ein Blumenschmuck.[1] In Tibet feiert man auch das sogenannte „Chunga Choepa“, das Butterlampen Fest.
Die 8 Glückssymbole im tibetischen Buddhismus:
Generell ist zu sagen, dass es bei den 8 Glückssymbolen des Buddhismus keine feste Reihenfolge gibt, in der sie abgebildet sind. Dies hängt stark davon ab, in welchem Kontext sie verwendet werden oder aus welcher Region die Abbildung stammt. In China ist es eine andere Reihung als z.B. in Tibet, Indien oder Nepal. Aus diesem Grund werden die Symbole von der Autorin wie auf dem Objekt abgebildet im Uhrzeigersinn beschrieben. Weiters ist zu erwähnen, dass nicht immer alle Acht Glückssymbole zusammen zu sehen sind, sondern oft nur einzeln. Bei speziellen Objekten oder Anlässen ist es aber üblich alle acht vereint darzustellen. Im Sanskrit wird die Kombination aller 8 Glückssymbole mit dem Begriff „asthamangala“ bezeichnet. Auf tibetisch nennt man dies dann „takgyä phüntso“.[2]
In der tibetischen Tradition erhielt Buddha zu Ehren seiner Erleuchtung im Gazellenhain von den Göttern eine Vielzahl an Geschenken. Darunter befanden sich auch acht Gegenstände, die eben heute als die Glückssymbole bekannt sind und verehrt werden.[3] Die Zeichen sind aber viel älter als das Gründungsdatum des Buddhismus, welches mit dem Jahr 588 v. Chr. angegeben wird, obwohl auch dies nicht als gesichert gilt.[4] Ihren Ursprung haben die 8 Glückssymbole in indischen Hinduismus, der wiederum die Basis für den davon abstammenden Buddhismus ist.[5]
Kommen wir nun zur Bedeutung der Glückssymbole im Einzelnen:
Das Muschelhorn
Hinter dem Namen „Muschelhorn“ verbirgt sich von der Form her das Gehäuse einer Meeresschnecke, welches häufig in der Farbe Weiß dargestellt wird. Beliebter sind jene Muscheln, deren Drehung nach rechts verläuft, da dies als höher stehend angesehen wird. Das Sanskrit Wort für dieses Glückssymbole lautet „shankha“, während im Tibetischen von einem „dungkar“ die Rede ist. In der Literatur findet sich manchmal auch der Ausdruck „Siegestrompete“. Mit dem Muschelhorn wird die „Rede zum Ruhm des Erwachten“ symbolisiert. Dies bedeutet, dass der Klang dieses Musikinstruments die Erhabenheit der buddhistischen Lehre ausdrückt und zu Ehren von Buddha erschallt. So haben alle Wesen die Möglichkeit aus dem Zustand der Unwissenheit erweckt zu werden. Das Muschelhorn existiert in der heutigen Zeit nicht nur als Symbol auf diversen Objekten, sondern auch als realer Gegenstand. Zu verschiedenen Anlässen blasen Mönche in Heiligtümern auf den Muschelhörner, um zu den Gebeten zu rufen. Um das Instrument besser halten zu können, haben die Muschelhörner eine Art Flügel – meistens aus Silber – als Griff. Häufig zierten diese ebenfalls Symbole mit positiver Deutung. Die Mönche in einem Kloster stehen bereits vor Tagesanbruch auf und der Klang des Muschelhorns erinnert daran, sich zu waschen und anzuziehen. Dann blasen die zuständigen Mönche erneut auf dem Instrument, um zur „Frühen Zusammenkunft“ zu rufen. Während sie dies tun, sprechen sie im Stillen ein Gebet. Im Lauf des Morgens erschallen die Muschelhörner ein drittes Mal und damit beginnt die Gebetsliturgie in Form von Lobpreisungen und Danksagungen an die Gottheiten.[6]
Unter den Sammlungsobjekten der Schell Collection befinden sich zwei solcher Muschelhörner mit silbernen Flügeln, die als Musikinstrumente in Klöstern verwendet wurden.
Der Unendliche Knoten
In der gleichen Kartusche wie das Muschelhorn befindet sich unterhalb das Glückssymbol des Unendlichen Knotens. Ursprünglich findet man den Unendlichen Knoten auf hinduistischen Darstellungen oder Statuen des Gottes Vishnu, der das Licht und die Wärme repräsentiert sowie die Erhaltung der Welt als Aufgabe hat. „Shrivatsa“ heißt der Unendliche Knoten auf Sanskrit und in Tibet wird er als „pälbe“ bezeichnet. Das Symbol steht für die Erleuchtung und ihre Grenzenlosigkeit, aber auch für unendliche Liebe, langes Leben sowie die Ewigkeit an sich. Weiters zeigt der Knoten die Verknüpfung aller Ereignisse miteinander. Häufig steht das Symbol auch als Erinnerung an das Zusammenspiel von Weisheit und Mitgefühl. In China kennt man den Unendlichen Knoten als „p’an chang“, was soviel wie „lange Verschlingung“ bedeutet. Manchmal findet man auch die Bezeichnung „Glücksknoten“ für dieses Symbol.[7]
Unter den asiatischen Kästchen der Schell Collection kann bei einem Besuch des Museums ein bemerkenswertes Ausstellungsstück bewundert werden, denn es hat die Form des Unendlichen Knotens.
Die Schatzvase
Wenn man das nächste Glückssymbol betrachtet, erkennt man eine Art Gefäß oder Kanne. Dieses wird in der Literatur als „Schatzvase“ bezeichnet, das tibetische Wort lautet „bumpa“. Im Sanskrit spricht man von einer „kalasha“. Von der Schatzvase wird gesagt, dass sie als Gefäß für das Wasser des Lebens oder den Nektar der Unsterblichkeit dient. Sie symbolisiert Fülle und Reichtum, doch nicht nur im materiellen, sondern auch im immateriellen Sinn. Die Schatzvase bleibt immer voll, so sagt die Überlieferung. Im Alltag trifft man auf die Schatzvase nicht nur als Symbol, sondern auch als realen Gegenstand in Form einer Kanne, eben „kalasha“ genannt. Diese sind meistens aus Silber oder Kupfer hergestellt und werden mit Wasser vermischt mit Heilkräutern oder Safran gefüllt. Anschließend kommt es zu einer Segnung des Objekts, was die Kanne zum „Träger der sechs Vollkommenheiten“ macht. Man setzt die „kalasha“ häufig bei Ritualen zur Reinigung ein. Am Deckel sieht man manchmal auch eine Pfauenfeder stecken, denn laut Legende soll der Pfau gegen Gifte immun sein. So symbolisiert die Feder die Zerstörung von allen Giften und üblen Dingen. Einige der Kannen haben auch Tücher oder Behänge mit Fransen umwickelt, was auf ihren hohen Stellenwert bei Kulthandlungen verweist.[8]
In China wird die Schatzvase als „pao-p’ing“ bezeichnet und mit den „fünf nährenden Früchten“ gefüllt. Dabei handelt es sich um Hirse, Weizen, Sorghum und zwei Sorten von Bohnen.[9]
Zwei wunderschöne Wasserkannen bzw. Schatzvasen aus Silber sind Teil der Schell Collection, wobei eine mit Türkisen, Korallen und Pfauenfedern verziert ist und die andere Buddha Darstellungen zeigt und einen bunten Fransenumhang trägt.
Der Lotus
Im unteren Teil der zweiten Kartusche zeigt sich das nächste Glückssymbole in Form des Lotus. Biologisch gesehen gehört diese Pflanze zur Familie der Seerosen und wächst hauptsächlich in trüben oder schlammigen Gewässern. Der Lotus symbolisiert die Reinheit von Körper und Geist. Dies kommt daher, dass trotz des unreinen Umfelds in dem er sich befindet, die Blüte immer sauber und fleckenlos erscheint. Grund dafür ist die Oberflächenbeschaffenheit der Blüte, die relativ ölig ist, wodurch kein Schmutz daran haften kann. Im Tibetischen lautet das Wort für Lotus „peme“, was vielen nicht geläufig ist. Um einiges bekannter – auch in Europa – ist der Begriff „padma“ aus dem Sanskrit. Das Wort kommt im wahrscheinlich bekanntesten Mantra „Om na padme hum“ vor. Die Blüte des Lotus kann verschiedene Farben annehmen, die dann jeweils verschiedenen Gottheiten, Bodhisattvas (erleuchtete Wesen) oder Erscheinungsformen von Buddha zuzuordnen sind. Aufgrund seiner Verbindung mit dem Wasser sieht man den Lotus auch als Zeichen für Gottheiten aus dem Meer an und er gilt auch als Symbol für die Entstehung der Erde. Man findet den Lotus nicht nur in der Kunst von Tibet und Indien, sondern auch in jener von China oder Japan. In der chinesischen Sprache heißt die Pflanze „lien-hua“ oder „ho“. Eine Erzählung aus Peking sagt, dass der Lotus immer am 8. Tag des 4. Monats blüht, was als der Geburtstag von Buddha gilt.[10]
Doch nicht nur in Asien kannte und verehrte man den Lotus. Die Pflanze symbolisierte zum einen den Ganges in Indien, zum anderen galt sie auch als Sinnbild des Nils im Alten Ägypten. Antike Darstellungen des Lotus findet man aber auch in Mesopotamien. In der griechischen Mythologie kannte man das Volk der Lotophagen (Lotusesser), die im Epos „Odyssee“ erwähnt werden. Dort wird erzählt, dass man vom Genuss der Frucht alle Erinnerungen an das frühere Leben vergaß. Die antiken Autoren Herodot und Plinius greifen diese Stelle der Odyssee auf und berichten in ihren Werken über die Lotophagen.[11]
Ein ganz besonders schönes Ausstellungsstück der Schell Collection ist eine aufklappbare Lotusblüte auf einem Standfuß aus Gold, Türkisen, Korallen und Lapislazuli. Hervorzuheben ist, dass auf den Blütenblättern wiederum die 8 Glückssymbole dargestellt sind. Wenn man die Blüte öffnet, dann sieht man in der Mitte einen Buddha Amitayus auf einem doppelten Lotusthron.
Der Ehrenschirm
Im oberen Bereich der dritten Kartusche kann der Betrachter den sogenannten „Kostbaren Ehrenschirm“ entdecken. In Indien galt der Schirm als Zeichen königlicher Würde und je mehr Schirme sich im Gefolge einer Person befanden, desto höher war ihr Rang. Das Sanskrit Wort lautet „chattra“, während man in Tibet vom „rintschen dug“ spricht. Der Schirm symbolisiert Schutz vor Unheil, bösen Mächten oder auch Krankheiten. Das Symbol tut aber noch sein Übriges und schützt nicht nur vor Leiden im jetzigen Leben, sondern wehrt auch alles Übel für zukünftige Daseinsformen eines Individuums ab. Die Zahl 13 spielt eine Rolle im Zusammenhang mit dem kostbaren Ehrenschirm. Häufig hat dieser nämlich 13 Lagen, die an die großen Taten von Buddha erinnern bzw. für die 13 Stufen der Erleuchtung stehen.[12]
Die einzelnen Symbole werden Organen oder Körperteilen von Buddha zugeordnet. So steht der Ehrenschirm in China z.B. für die Milz des Erleuchteten.[13]
Die goldenen Fische
Nicht nur die Flora hat mit dem Lotus ihren Vertreter unter den Buddhistischen Glückssymbolen, sondern auch die Fauna. Unter den acht Zeichen befinden sich auch die zwei goldenen Fische. Sie stehen dafür, dass alle Lebewesen aus dem Leid – repräsentiert durch den Ozean – aufsteigen können. So werden sie von aller Angst befreit und eine rasche Reise zwischen zwei Orten, schnell wie Fische im Wasser, wird möglich. Bevor die zwei Fische ein buddhistisches Glückssymbol wurden, galten sie im Hinduismus als die Verkörperung der beiden Flüsse Ganges und Yamuna. In Indien nennt man dieses Symbol „matsya“ und im Tibetischen spricht man von „sergyina“.[14] Auch in China wird der Fisch als glückverheißendes Zeichen angesehen und zwar in Form von Reichtum. Das Wort für Fisch „yü“ deckt sich mit jenem für den Begriff „Überfluss“. Wenn in China ein Fisch gemeinsam mit einem Lotus abgebildet ist, denn wünscht man demjenigen, dass dieser jahrelang in Reichtum und Wohlstand leben möge. Zu Beginn eines neuen Jahres spielt der Fisch eine Rolle als traditionelle Mahlzeit um in den kommenden 12 Monaten im Überfluss leben zu können.[15]
Das Siegesbanner
Bei dem vorletzten Glückssymbol, welches oben in der vierten Kartusche zu sehen ist, handelt es sich um das so genannte Siegesbanner. Im Sanskrit wird es „dhvaja“, im Tibetischen „gyältsen“ genannt. In der Literatur wird man öfter den Begriff „Schirmstandarte“ finden. Dieses Symbol steht für den Sieg der Lehren Buddhas über alles Übel auf dieser Welt. So zeigt man auch die Macht der „wahren Gesetze“ und damit wird alle Unwissenheit und aller Irrglaube verbannt. Das Siegesbanner hat die Form einer nicht gänzlich ausgerollten Fahne auf einer Standarte. Wenn eine Person oder eine Gottheit das Siegesbanner tragend dargestellt wird, so weist dies darauf hin, dass diese am Sieg der „wahre Lehre“ beteiligt ist.[16]
Das Rad des Schicksals
Abschließend wird das wahrscheinlich bekannteste der 8 Glückssymbole vorgestellt: Das Rad des Schicksals. Viele kennen auch das entsprechende Wort „dharmachakra“ aus dem Sanskrit. Der tibetische Begriff „khorlo“ ist hingegen weniger geläufig. „dharma“ heißt übersetzt „Lehre“ und stellt im Buddhismus eine von drei Säulen („drei Juwelen“) dar, auf die sich Gläubige stützen können. Die anderen beiden sind Buddha selbst sowie die Gemeinschaft der Gläubigen („sangha“). Das Rad des Schicksals steht symbolisch für den Zyklus der Wiedergeburten, der im Zusammenhang mit dem Prinzip von Leid und der Erlösung von diesem steht. Im Buddhismus wird überliefert, dass Buddha im Gazellenhain seine erste Lehrrede hielt. In diesem Moment begann sich auch das Rad des Schicksals zu drehen. Wenn das Rad dargestellt wird, sind oft eine männliche und eine weibliche Gazelle („mgra“) links und rechts zu sehen, die quasi das erste Publikum von Buddha waren. Manchmal steht das Rad auf einem Sockel, aber es kann auch nur für sich als Symbol fungieren. Die Speichenanzahl variiert je nach Darstellung, häufig sind es 8 oder 4 Stück. Die erste Zahl symbolisiert den „Achtfachen Pfad“ („aryastangamarga“) und seine Grundregeln („sila“). So ist es dem Gläubigen möglich, sich aus der Kausalität des Daseins loszulösen. Im Einzelnen lauteten die Grundregeln wie folgt: „Rechte Ansicht, Rechter Entschluss, Rechte Rede, Rechtes Verhalten, Rechter Lebensunterhalt, Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit und Rechte Meditation“. Sollte das Rad nur vier Speichen haben, dann weist dies entweder auf vier wichtige Ereignisse in Buddhas Leben hin oder aber auf die vier „edlen Wahrheiten“ (aryastyani): 1. Alles ist Leiden. 2. Leiden hat eine Ursache. 3. Es gibt eine Vernichtung der Ursache des Leidens. 4. Ein Weg führt zur Vernichtung der Ursache des Leidens.[17]
Selbstverständlich gäbe es über die 8 Glückssymbole des Buddhismus noch zahlreiche interessante Fakten, die aber den Rahmen dieses kurzen Fachartikels sprengen würde. Dennoch sollte ein guter Überblick über die Bedeutung der einzelnen Zeichen gewonnen werden können. Möglicherweise entdeckt man die Buddhistischen Glückssymbole zukünftig leichter auf Museumsobjekten oder anderen Gegenständen.
Text: Mag. Verena Lang
Literatur:
Eberhard, Wolfram: Lexikon chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen. Heinrich Hugendubel Verlag – Kreuzlingen/München – 2004.
Essen, Gerd-Wolfgang u. Thingo, Tsering Tashi: Die Götter des Himalaya – Buddhistische Kunst Tibets. Die Sammlung Gerd-Wolfgang Essen, Tafelband. Prestel Verlag – München – 1989.
Götter des Himalaya. Ausstellungskatalog Kunsthalle Leoben 1999. Leoben – 1999.
Levenson, Claude B.: Symbole des Buddhismus – Der tibetische Weg, deutschsprachige Ausgabe. Wien – 1996.
Manshardt, Jürgen: Die acht Glückssymbole und ihre Bedeutung. In: Tibet und Buddhismus, Heft 78. Hamburg – 2006. S. 6-7.
Schmidt-Glintzer, Helwig: Der Buddhismus, Sonderausgabe. Verlag C.H. Beck – München – 2008.
Schumann, Hans-Wolfgang: Buddhistische Bilderwelt. Ein ikonographisches Handbuch des Mahayana- und Tantrayana-Buddhismus, 3. Aufl. Eugen Diederichs Verlags – München – 1986.
Schuster, Gerhardt W.: Das Alte Tibet – Geheimnisse und Mysterien, NP Buchverlag – St. Pölten/Wien/Linz – 2000.
Schuster, Gerhardt W. und Susanne: Geheimnisvolle Welt des Alten Tibets. Verlag Ursache & Wirkung – Wien – 2001.
Tibet – Buddhas, Götter, Heilige. Hrsg. Clara B. Wilpert, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Museum der Kulturen Basel. Prestel Verlag – München/London/New York – 2001.
Tibet – Kunst des Buddhismus. Ausstellungskatalog Haus der Kunst München e.V. Paris/München – 1977.
Tripp, Edward: Reclams Lexikon der antiken Mythologie, 8. biblio. aktual. Aufl. Verlag Philipp Reclam jun. – Stuttgart – 2012.
[1] Vgl. Levenson, S. 60; Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 134 und 140.
[16] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 148; Schumann, S. 43, Levenson, S. 59.
[17] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 136; Tibet – Kunst des Buddhismus, S. 277; Schumann, S. 41 und 73; Levenson, S. 20ff.; Götter des Himalaya, S. 27; Schuster: 2000, S. 286, Schmidt-Glintzer, S. 16f. und 28f.; Manshardt, S. 7.
Symbole begleiten uns tagein tagaus. Bei den meisten wissen wir sofort, was dieses oder jenes zu bedeuten hat. Aber wie sieht es mit Symbolen aus, die beispielsweise in Asien gebräuchlich sind? In diesem Beitrag werden die 8 Glückssymbole des tibetischen Buddhismus im Mittelpunkt stehen, die häufig auf Objekten aus dieser Region zu sehen sind. In diesem Monat bringen zwei Butterlampen Licht in das Thema der 8 Buddhistischen Glückssymbole.
Die Objekte:
Tibetische Butterlampen aus Silber mit Türkisen verziert
Inv.-Nr. 420, H: 14 cm
Die zwei Butterlampen stammen aus Tibet und sind aus ziseliertem Silber in Kelchform gearbeitet. Auf beiden Objekten kann man jeweils alle 8 Glückssymbole erkennen. Diese befinden sich paarweise übereinander angeordnet in vier Kartuschen rund um die Schale im Relief:
• Muschelhorn und Unendlicher Knoten
• Schatzvase und Lotus
• Ehrenschirm und Goldene Fische
• Siegesbanner und Rad des Schicksals
Die Schale der Butterlampe steht auf einem Fuß, der sich nach unten hin verbreitert. Im oberen Teil sieht man vier kleine Türkise in das Silber eingesetzt. Danach folgt als Verzierung der doppelte Lotusthron, der häufig als unterer Teil von Buddha Statuen zu sehen ist.
Die Butterlampe:
Wenn man das Wort „Lampe“ hört, denkt man sofort
an ein Objekt zur Ausleuchtung von Räumen oder ähnlichem. Bei den tibetischen Butterlampen handelt es sich aber nicht nur um Lampen im herkömmlichen Sinn. Natürlich dienen diese in Tempeln, vor Schreinen und Altären zur Beleuchtung der Statuen oder Wandbilder. Doch gelten die Butterlampen auch als rituelle Opfergabe und stehen häufig in großer Zahl nebeneinander in den Heiligtümern. Oftmals handelt es sich um exakt 108 Stück Butterlampen, die bei sakralen Handlungen Verwendung finden. Diese Zahl gilt unter anderem im Buddhismus und Hinduismus als heilig. Mit dem Licht der Lampen will man verhindern, dass sich die Verblendung ausbreiten kann und den Weg der Erkenntnis erleuchten. Die Butterlampen werden häufig paarweise hergestellt – wie auch im Fall der hier vorgestellten Objekte – und sind aus Silber oder Kupfer angefertigt. Sehr selten ist die Verwendung von Gold zur Herstellung solcher Objekte. Der Lampendocht besteht aus einem Bambusstäbchen, um das brennbares Material wie z.B. Baumwolle gewunden wird. Gefüllt werden sie mit flüssiger Yakbutter, die von Zeit zu Zeit von Mönchen oder Gläubigen nachgegossen wird. Dazu muss diese aber zunächst noch rituell gereinigt werden, bevor sie als Lichtgabe für eine Gottheit dienen kann. Weiters zählt das Licht der Butterlampen auch zu den Sieben Gaben für Gäste, die man im Haus beherbergt. Die anderen sechs sind: ein Platz, Wasser zum Waschen der Füße, Getränk und Speise, Weihrauch sowie ein Blumenschmuck.[1] In Tibet feiert man auch das sogenannte „Chunga Choepa“, das Butterlampen Fest.
Die 8 Glückssymbole im tibetischen Buddhismus:
Generell ist zu sagen, dass es bei den 8 Glückssymbolen des Buddhismus keine feste Reihenfolge gibt, in der sie abgebildet sind. Dies hängt stark davon ab, in welchem Kontext sie verwendet werden oder aus welcher Region die Abbildung stammt. In China ist es eine andere Reihung als z.B. in Tibet, Indien oder Nepal. Aus diesem Grund werden die Symbole von der Autorin wie auf dem Objekt abgebildet im Uhrzeigersinn beschrieben. Weiters ist zu erwähnen, dass nicht immer alle Acht Glückssymbole zusammen zu sehen sind, sondern oft nur einzeln. Bei speziellen Objekten oder Anlässen ist es aber üblich alle acht vereint darzustellen. Im Sanskrit wird die Kombination aller 8 Glückssymbole mit dem Begriff „asthamangala“ bezeichnet. Auf tibetisch nennt man dies dann „takgyä phüntso“.[2]
In der tibetischen Tradition erhielt Buddha zu Ehren seiner Erleuchtung im Gazellenhain von den Göttern eine Vielzahl an Geschenken. Darunter befanden sich auch acht Gegenstände, die eben heute als die Glückssymbole bekannt sind und verehrt werden.[3] Die Zeichen sind aber viel älter als das Gründungsdatum des Buddhismus, welches mit dem Jahr 588 v. Chr. angegeben wird, obwohl auch dies nicht als gesichert gilt.[4] Ihren Ursprung haben die 8 Glückssymbole in indischen Hinduismus, der wiederum die Basis für den davon abstammenden Buddhismus ist.[5]
Kommen wir nun zur Bedeutung der Glückssymbole im Einzelnen:
Das Muschelhorn
Hinter dem Namen „Muschelhorn“ verbirgt sich von der Form her das Gehäuse einer Meeresschnecke, welches häufig in der Farbe Weiß dargestellt wird. Beliebter sind jene Muscheln, deren Drehung nach rechts verläuft, da dies als höher stehend angesehen wird. Das Sanskrit Wort für dieses Glückssymbole lautet „shankha“, während im Tibetischen von einem „dungkar“ die Rede ist. In der Literatur findet sich manchmal auch der Ausdruck „Siegestrompete“. Mit dem Muschelhorn wird die „Rede zum Ruhm des Erwachten“ symbolisiert. Dies bedeutet, dass der Klang dieses Musikinstruments die Erhabenheit der buddhistischen Lehre ausdrückt und zu Ehren von Buddha erschallt. So haben alle Wesen die Möglichkeit aus dem Zustand der Unwissenheit erweckt zu werden. Das Muschelhorn existiert in der heutigen Zeit nicht nur als Symbol auf diversen Objekten, sondern auch als realer Gegenstand. Zu verschiedenen Anlässen blasen Mönche in Heiligtümern auf den Muschelhörner, um zu den Gebeten zu rufen. Um das Instrument besser halten zu können, haben die Muschelhörner eine Art Flügel – meistens aus Silber – als Griff. Häufig zierten diese ebenfalls Symbole mit positiver Deutung. Die Mönche in einem Kloster stehen bereits vor Tagesanbruch auf und der Klang des Muschelhorns erinnert daran, sich zu waschen und anzuziehen. Dann blasen die zuständigen Mönche erneut auf dem Instrument, um zur „Frühen Zusammenkunft“ zu rufen. Während sie dies tun, sprechen sie im Stillen ein Gebet. Im Lauf des Morgens erschallen die Muschelhörner ein drittes Mal und damit beginnt die Gebetsliturgie in Form von Lobpreisungen und Danksagungen an die Gottheiten.[6]
Unter den Sammlungsobjekten der Schell Collection befinden sich zwei solcher Muschelhörner mit silbernen Flügeln, die als Musikinstrumente in Klöstern verwendet wurden.
Der Unendliche Knoten
In der gleichen Kartusche wie das Muschelhorn befindet sich unterhalb das Glückssymbol des Unendlichen Knotens. Ursprünglich findet man den Unendlichen Knoten auf hinduistischen Darstellungen oder Statuen des Gottes Vishnu, der das Licht und die Wärme repräsentiert sowie die Erhaltung der Welt als Aufgabe hat. „Shrivatsa“ heißt der Unendliche Knoten auf Sanskrit und in Tibet wird er als „pälbe“ bezeichnet. Das Symbol steht für die Erleuchtung und ihre Grenzenlosigkeit, aber auch für unendliche Liebe, langes Leben sowie die Ewigkeit an sich. Weiters zeigt der Knoten die Verknüpfung aller Ereignisse miteinander. Häufig steht das Symbol auch als Erinnerung an das Zusammenspiel von Weisheit und Mitgefühl. In China kennt man den Unendlichen Knoten als „p’an chang“, was soviel wie „lange Verschlingung“ bedeutet. Manchmal findet man auch die Bezeichnung „Glücksknoten“ für dieses Symbol.[7]
Unter den asiatischen Kästchen der Schell Collection kann bei einem Besuch des Museums ein bemerkenswertes Ausstellungsstück bewundert werden, denn es hat die Form des Unendlichen Knotens.
Die Schatzvase
Wenn man das nächste Glückssymbol betrachtet, erkennt man eine Art Gefäß oder Kanne. Dieses wird in der Literatur als „Schatzvase“ bezeichnet, das tibetische Wort lautet „bumpa“. Im Sanskrit spricht man von einer „kalasha“. Von der Schatzvase wird gesagt, dass sie als Gefäß für das Wasser des Lebens oder den Nektar der Unsterblichkeit dient. Sie symbolisiert Fülle und Reichtum, doch nicht nur im materiellen, sondern auch im immateriellen Sinn. Die Schatzvase bleibt immer voll, so sagt die Überlieferung. Im Alltag trifft man auf die Schatzvase nicht nur als Symbol, sondern auch als realen Gegenstand in Form einer Kanne, eben „kalasha“ genannt. Diese sind meistens aus Silber oder Kupfer hergestellt und werden mit Wasser vermischt mit Heilkräutern oder Safran gefüllt. Anschließend kommt es zu einer Segnung des Objekts, was die Kanne zum „Träger der sechs Vollkommenheiten“ macht. Man setzt die „kalasha“ häufig bei Ritualen zur Reinigung ein. Am Deckel sieht man manchmal auch eine Pfauenfeder stecken, denn laut Legende soll der Pfau gegen Gifte immun sein. So symbolisiert die Feder die Zerstörung von allen Giften und üblen Dingen. Einige der Kannen haben auch Tücher oder Behänge mit Fransen umwickelt, was auf ihren hohen Stellenwert bei Kulthandlungen verweist.[8]
In China wird die Schatzvase als „pao-p’ing“ bezeichnet und mit den „fünf nährenden Früchten“ gefüllt. Dabei handelt es sich um Hirse, Weizen, Sorghum und zwei Sorten von Bohnen.[9]
Zwei wunderschöne Wasserkannen bzw. Schatzvasen aus Silber sind Teil der Schell Collection, wobei eine mit Türkisen, Korallen und Pfauenfedern verziert ist und die andere Buddha Darstellungen zeigt und einen bunten Fransenumhang trägt.
Der Lotus
Im unteren Teil der zweiten Kartusche zeigt sich das nächste Glückssymbole in Form des Lotus. Biologisch gesehen gehört diese Pflanze zur Familie der Seerosen und wächst hauptsächlich in trüben oder schlammigen Gewässern. Der Lotus symbolisiert die Reinheit von Körper und Geist. Dies kommt daher, dass trotz des unreinen Umfelds in dem er sich befindet, die Blüte immer sauber und fleckenlos erscheint. Grund dafür ist die Oberflächenbeschaffenheit der Blüte, die relativ ölig ist, wodurch kein Schmutz daran haften kann. Im Tibetischen lautet das Wort für Lotus „peme“, was vielen nicht geläufig ist. Um einiges bekannter – auch in Europa – ist der Begriff „padma“ aus dem Sanskrit. Das Wort kommt im wahrscheinlich bekanntesten Mantra „Om na padme hum“ vor. Die Blüte des Lotus kann verschiedene Farben annehmen, die dann jeweils verschiedenen Gottheiten, Bodhisattvas (erleuchtete Wesen) oder Erscheinungsformen von Buddha zuzuordnen sind. Aufgrund seiner Verbindung mit dem Wasser sieht man den Lotus auch als Zeichen für Gottheiten aus dem Meer an und er gilt auch als Symbol für die Entstehung der Erde. Man findet den Lotus nicht nur in der Kunst von Tibet und Indien, sondern auch in jener von China oder Japan. In der chinesischen Sprache heißt die Pflanze „lien-hua“ oder „ho“. Eine Erzählung aus Peking sagt, dass der Lotus immer am 8. Tag des 4. Monats blüht, was als der Geburtstag von Buddha gilt.[10]
Doch nicht nur in Asien kannte und verehrte man den Lotus. Die Pflanze symbolisierte zum einen den Ganges in Indien, zum anderen galt sie auch als Sinnbild des Nils im Alten Ägypten. Antike Darstellungen des Lotus findet man aber auch in Mesopotamien. In der griechischen Mythologie kannte man das Volk der Lotophagen (Lotusesser), die im Epos „Odyssee“ erwähnt werden. Dort wird erzählt, dass man vom Genuss der Frucht alle Erinnerungen an das frühere Leben vergaß. Die antiken Autoren Herodot und Plinius greifen diese Stelle der Odyssee auf und berichten in ihren Werken über die Lotophagen.[11]
Ein ganz besonders schönes Ausstellungsstück der Schell Collection ist eine aufklappbare Lotusblüte auf einem Standfuß aus Gold, Türkisen, Korallen und Lapislazuli. Hervorzuheben ist, dass auf den Blütenblättern wiederum die 8 Glückssymbole dargestellt sind. Wenn man die Blüte öffnet, dann sieht man in der Mitte einen Buddha Amitayus auf einem doppelten Lotusthron.
Der Ehrenschirm
Im oberen Bereich der dritten Kartusche kann der Betrachter den sogenannten „Kostbaren Ehrenschirm“ entdecken. In Indien galt der Schirm als Zeichen königlicher Würde und je mehr Schirme sich im Gefolge einer Person befanden, desto höher war ihr Rang. Das Sanskrit Wort lautet „chattra“, während man in Tibet vom „rintschen dug“ spricht. Der Schirm symbolisiert Schutz vor Unheil, bösen Mächten oder auch Krankheiten. Das Symbol tut aber noch sein Übriges und schützt nicht nur vor Leiden im jetzigen Leben, sondern wehrt auch alles Übel für zukünftige Daseinsformen eines Individuums ab. Die Zahl 13 spielt eine Rolle im Zusammenhang mit dem kostbaren Ehrenschirm. Häufig hat dieser nämlich 13 Lagen, die an die großen Taten von Buddha erinnern bzw. für die 13 Stufen der Erleuchtung stehen.[12]
Die einzelnen Symbole werden Organen oder Körperteilen von Buddha zugeordnet. So steht der Ehrenschirm in China z.B. für die Milz des Erleuchteten.[13]
Die goldenen Fische
Nicht nur die Flora hat mit dem Lotus ihren Vertreter unter den Buddhistischen Glückssymbolen, sondern auch die Fauna. Unter den acht Zeichen befinden sich auch die zwei goldenen Fische. Sie stehen dafür, dass alle Lebewesen aus dem Leid – repräsentiert durch den Ozean – aufsteigen können. So werden sie von aller Angst befreit und eine rasche Reise zwischen zwei Orten, schnell wie Fische im Wasser, wird möglich. Bevor die zwei Fische ein buddhistisches Glückssymbol wurden, galten sie im Hinduismus als die Verkörperung der beiden Flüsse Ganges und Yamuna. In Indien nennt man dieses Symbol „matsya“ und im Tibetischen spricht man von „sergyina“.[14] Auch in China wird der Fisch als glückverheißendes Zeichen angesehen und zwar in Form von Reichtum. Das Wort für Fisch „yü“ deckt sich mit jenem für den Begriff „Überfluss“. Wenn in China ein Fisch gemeinsam mit einem Lotus abgebildet ist, denn wünscht man demjenigen, dass dieser jahrelang in Reichtum und Wohlstand leben möge. Zu Beginn eines neuen Jahres spielt der Fisch eine Rolle als traditionelle Mahlzeit um in den kommenden 12 Monaten im Überfluss leben zu können.[15]
Das Siegesbanner
Bei dem vorletzten Glückssymbol, welches oben in der vierten Kartusche zu sehen ist, handelt es sich um das so genannte Siegesbanner. Im Sanskrit wird es „dhvaja“, im Tibetischen „gyältsen“ genannt. In der Literatur wird man öfter den Begriff „Schirmstandarte“ finden. Dieses Symbol steht für den Sieg der Lehren Buddhas über alles Übel auf dieser Welt. So zeigt man auch die Macht der „wahren Gesetze“ und damit wird alle Unwissenheit und aller Irrglaube verbannt. Das Siegesbanner hat die Form einer nicht gänzlich ausgerollten Fahne auf einer Standarte. Wenn eine Person oder eine Gottheit das Siegesbanner tragend dargestellt wird, so weist dies darauf hin, dass diese am Sieg der „wahre Lehre“ beteiligt ist.[16]
Das Rad des Schicksals
Abschließend wird das wahrscheinlich bekannteste der 8 Glückssymbole vorgestellt: Das Rad des Schicksals. Viele kennen auch das entsprechende Wort „dharmachakra“ aus dem Sanskrit. Der tibetische Begriff „khorlo“ ist hingegen weniger geläufig. „dharma“ heißt übersetzt „Lehre“ und stellt im Buddhismus eine von drei Säulen („drei Juwelen“) dar, auf die sich Gläubige stützen können. Die anderen beiden sind Buddha selbst sowie die Gemeinschaft der Gläubigen („sangha“). Das Rad des Schicksals steht symbolisch für den Zyklus der Wiedergeburten, der im Zusammenhang mit dem Prinzip von Leid und der Erlösung von diesem steht. Im Buddhismus wird überliefert, dass Buddha im Gazellenhain seine erste Lehrrede hielt. In diesem Moment begann sich auch das Rad des Schicksals zu drehen. Wenn das Rad dargestellt wird, sind oft eine männliche und eine weibliche Gazelle („mgra“) links und rechts zu sehen, die quasi das erste Publikum von Buddha waren. Manchmal steht das Rad auf einem Sockel, aber es kann auch nur für sich als Symbol fungieren. Die Speichenanzahl variiert je nach Darstellung, häufig sind es 8 oder 4 Stück. Die erste Zahl symbolisiert den „Achtfachen Pfad“ („aryastangamarga“) und seine Grundregeln („sila“). So ist es dem Gläubigen möglich, sich aus der Kausalität des Daseins loszulösen. Im Einzelnen lauteten die Grundregeln wie folgt: „Rechte Ansicht, Rechter Entschluss, Rechte Rede, Rechtes Verhalten, Rechter Lebensunterhalt, Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit und Rechte Meditation“. Sollte das Rad nur vier Speichen haben, dann weist dies entweder auf vier wichtige Ereignisse in Buddhas Leben hin oder aber auf die vier „edlen Wahrheiten“ (aryastyani): 1. Alles ist Leiden. 2. Leiden hat eine Ursache. 3. Es gibt eine Vernichtung der Ursache des Leidens. 4. Ein Weg führt zur Vernichtung der Ursache des Leidens.[17]
Selbstverständlich gäbe es über die 8 Glückssymbole des Buddhismus noch zahlreiche interessante Fakten, die aber den Rahmen dieses kurzen Fachartikels sprengen würde. Dennoch sollte ein guter Überblick über die Bedeutung der einzelnen Zeichen gewonnen werden können. Möglicherweise entdeckt man die Buddhistischen Glückssymbole zukünftig leichter auf Museumsobjekten oder anderen Gegenständen.
Text: Mag. Verena Lang
Literatur:
[1] Vgl. Levenson, S. 60; Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 134 und 140.
[2] Vgl. Levenson, S. 56ff.
[3] Vgl. Ebda, S. 56.
[4] Vgl. Schmidt-Glintzer, S. 22.
[5] Vgl. Manshardt, S. 6.
[6] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 120, 148; Essen, S. 181; Götter des Himalayas, S. 52; Manshardt, S. 6; Schuster, 2001, S. 234f.
[7] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 148; Levenson, S. 56, 59; Eberhard, S. 158; Manshardt, S. 7.
[8] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 148; Levenson, S. 56, Essen, S. 166; Manshardt, S. 7.
[9] Vgl. Eberhard, S. 290.
[10] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 148; Schumann, S. 66; Levenson, S. 56; Hartmann, S. 930f; Manshardt, S. 7.
[11] Vgl. Hartmann, S. 930f.; Tripp, S. 319.
[12] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 148; Levenson, S. 56; Manshardt, S. 6.
[13] Vgl. Eberhard, S. 254.
[14] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 148; Manshardt, S. 7.
[15] Vgl. Eberhard, S. 84f.
[16] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 148; Schumann, S. 43, Levenson, S. 59.
[17] Vgl. Tibet – Buddhas, Götter, Heilige, S. 136; Tibet – Kunst des Buddhismus, S. 277; Schumann, S. 41 und 73; Levenson, S. 20ff.; Götter des Himalaya, S. 27; Schuster: 2000, S. 286, Schmidt-Glintzer, S. 16f. und 28f.; Manshardt, S. 7.