„Salz ist unter allen Edelsteinen, die uns die Erde schenkt, der Kostbarste.“
Justus von Liebig
Beim Objekt des Monats Februar im jungen Jahr 2025 handelt es sich um ein Stammtischzeichen der Salzarbeiter aus der Stadt Hallein in Salzburg. Es wurde vermutlich im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert hergestellt und befand sich lange Zeit im ehemaligen Halleiner Gasthof Löwenbräu, später Gasthof Scheicher. Dort war es in einer separaten Stube gemeinsam mit anderen Stammtischzeichen an der Decke montiert.
Abb. 1: Stammtischzeichen der Halleiner Salzknappen
Aus welchem Grund, haben die Salzarbeiter aber ihren Stammtisch gekennzeichnet? Und was machte ein Salzarbeiter überhaupt? Das und noch vieles mehr erfahren Sie im Objekt des Monats Februar 2025!
Das Objekt
Inventarnummer: 5521
Standort: 2. Stock, Abteilung Zunftzeichen
Maße: L = 33,5cm, B = 33,5cm, H = 56cm
Das hier gezeigte Objekt ist ein schönes Beispiel für ein klassisches Stammtischzeichen. Außen befindet sich ein aus 13 durchsichtigen Glasscheiben bestehender Kasten, gerahmt von eisernen Verbindungsstäben. Der Grundkorpus des polygonen Glaskastens ist ein Würfel mit oben und unten jeweils einem aufgesetzten Pyramidenstumpf. Im Inneren des Glaskorpus befindet sich das eigentliche Stammtischzeichen der Salzknappen. Am oberen Part sieht man den Heiligen Rupert von Salzburg, Schutzpatron der Salzarbeiter. Er ist klassisch im Bischofsornat dargestellt, wobei der Bischofsstab leider im Laufe der Zeit abhandengekommen ist. Zu seinen Füßen befindet sich ein Salzfass. Links und rechts vor Rupert knien zwei betende Salzknappen in maximilianischer Bergmannstracht. Die Figurengruppe befindet sich auf einem Berg, in dem Salz abgebaut wird. In Richtung der vier gläsernen Wandungen des durchsichtigen Korpus werden vier Szenen aus dem Arbeitsalltag der Salzbergleute unter Tage gezeigt. Man sieht das Rutschen der Salzknappen in den Stollen, die Einfahrt mit einem hölzernen Wagen, die Erweiterung des Stollens und den Ausstieg. Das Grundgerüst und die Figuren wurden aus Holz geschnitzt. Der aus Stein wirkende Berg besteht jedoch aus Papier, genommen aus einem Buch, wie es in der Vergangenheit häufig wiederverwertet und zweckentfremdet wurde.
Abb. 2: Berg aus Papier, Detail Stammtischzeichen
Der Heilige Rupert
Rupert von Salzburg ist Patron des Landes und des Erzbistums Salzburg sowie des Salzbergbaus und der Salzarbeiter. Er wurde im Frühmittelalter, im Jahr 650, vermutlich in Worms geboren, wo er später auch zum Bischof geweiht wurde. Im Zuge von Ruperts Missionsreise durch das Herzogtum Bayern wurde ihm um das Jahr 700 das Gebiet der ehemaligen Römerstadt Iuvavum, wo sich heute die Altstadt Salzburgs befindet, vom bayerischen Herzog geschenkt. Dort gründete er das Benediktinerkloster St. Peter, das bis heute älteste noch bestehende Kloster auf österreichischem Boden. Zudem gründete Rupert auch das Frauenkloster Nonnberg, welches das weltweit älteste, ununterbrochen bestehende christliche Frauenkloster ist. Iuvavum wurde Bistumsresidenz und Rupert erster Bischof von Salzburg sowie Abt des Klosters St. Peter. Der Herzog von Bayern schenkte Rupert zur Erhaltung der kirchlichen Einrichtungen ein Drittel der Einnahmen der Reichenhaller Salzquelle, die seit 696 in Betrieb war. Daher kommt vermutlich die Rolle des Heiligen Ruperts als Salzpatron. Rupert starb am Ostersonntag des Jahres 718, vermutlich in Worms. Seine Gebeine sind seit 774 im Salzburger Dom beigesetzt.[1]
Abb. 3: Seccomalerei des Heiligen Rupert auf der Rupertikirche in Hohenrain
Abb. 4: Detail Stammtischzeichen, Hl. Rupert mit zwei Salzknappen
Abb. 5: Statue des Heiligen Rupert aus der Kirche St. Cyriak in Salzburg
Die ältesten bekannten Darstellungen des Heiligen Rupert sind aus dem 12. Jahrhundert bekannt. Er wurde meist in Pontifikalkleidung mit den klassischen Attributen eines Bischofs, nämlich dem Bischofsstab und einem Buch, dargestellt. Im 13. Jahrhundert kam der Salzkübel, auch Halleiner Kufe genannt, hinzu. Der Salzkübel befindet sich bei den Darstellungen entweder in Ruperts Hand oder zu seinen Füßen. Dieses Attribut geht auf den Heiligenkult der Salzarbeiter, besonders im Gebiet Hallein zurück.[2] Die eigentliche Schutzpatronin der Bergleute war die Heilige Barbara. Der Heilige Rupert machte ihr den Platz nur am Dürrnberg und in Hallein streitig. Allerdings hatte Rupert, entgegen traditioneller Behauptungen, nichts mit dem Salzbergwerk am Dürrnberg zu tun. Dort wurde zu seinen Lebzeiten nämlich kein Salz abgebaut.[3]
Das Stammtischzeichen der Salzarbeiter im Gasthof Löwenbräu – und was es mit Tischzeichen, Zünften und Bruderschaften auf sich hat
Die Vorsorge für alte, kranke und arbeitsunfähige Salzarbeiter sowie für Begräbnisse, Witwen und Waisen war für Jahrhunderte den Bergknappen und Salinenarbeitern selbst überlassen. Es gab bis ins späte 18. Jahrhundert hinein keine öffentliche Form der Sozialfürsorge für sie. Die Dürrnberger Bergknappen und die Halleiner Salzknechte organisierten sich deshalb in Bruderschaften, die durchaus vergleichbar mit den Zünften der städtischen Handwerker waren. Die Bruderschaften waren Träger von Brauchtum und kulturellem Leben. Sie hatten sogenannte Bruderladen, also Truhen, in denen die finanziellen Mittel für Alters- und Sozialfürsorge der Mitglieder gespart wurden. Dafür mussten Bergleute und Salinenarbeiter einen festgelegten Prozentsatz ihrer Einkünfte an die Bruderlade abgeben. Bei Krankheit und Armut konnten sie und ihre Familien sich somit auf Unterstützung verlassen. Im Gegensatz zu den handwerklichen Zünften waren die Bruderschaften der Salzarbeiter allerdings deutlich religiöser motiviert.[4]
Abb. 6: Detail Stammtischzeichen, Vorderseite, Erweiterung des Stollens
Abb. 7: Detail Stammtischzeichen, linke Seitenwand, Einrutschen in den Stollen
Gasthäuser waren in der Vergangenheit viel mehr Gemeinschaftshäuser als heute. Man traf sich dort nach der Arbeit mit den Kollegen aus der Zunft oder der Bruderschaft und saß gemeinsam am Stammtisch. Für die Stammtische der diversen Zünfte oder Bruderschaften in den Städten bildeten sich im Lauf der Zeit Tischzeichen heraus. Manche dieser Tischzeichen waren flach mit beidseitiger Bemalung, andere vollplastisch herausgearbeitet und hinter Glas. Diese Stammtischzeichen wurden auch Stubenzeichen genannt. Darauf abgebildet sah man meist die Embleme der jeweiligen Handwerker oder Zünfte, manchmal auch die szenische Darstellung des Arbeitsalltags und auch gerne die zugehörigen Schutzpatrone. Nachdem Stammtischzeichen durch die handwerklichen Zünfte in vielen Gasthäusern vorhanden waren, schlossen sich auch andere Berufsgruppen an, wie beispielsweise die Schiffleute, Wanderhändler oder – wie hier gezeigt – die Salzarbeiter.[5] Manche Berufe konnten ihre Stammtischzeichen selbst herstellen. Die meisten gaben diesen Auftrag aber beispielsweise an Tischler, Zinngießer oder Hafner ab.[6]
Abb. 8: Detail Stammtischzeichen, rechte Seitenwand, Einfahrt in den Stollen
Abb. 9: Detail Stammtischzeichen, Rückseite, Ausstieg aus dem Stollen
Falls Sie gerne mehr zu den Themen der Stammtischzeichen oder Zünfte erfahren möchten, dann schauen Sie sich doch beispielsweise die Objekte des Monats August 2022 und Juni 2023 an, in denen diese Bereiche schon genauer behandelt wurden!
Abb. 10: Gasthof Scheicher am Schöndorferplatz in Hallein, ehemaliger Standort des Stammtischzeichens
Salzabbau in Hallein – Methode und Geschichte
Der Verkauf von Salz beeinflusste seit prähistorischen Zeiten maßgeblich Handelswege, Verkehr und Transportwesen. Die Besteuerung von Salz war seit jeher eine der wichtigsten Einnahmequellen von Landesherren. Salz war immens wichtig als Konservierungsmittel für Fleisch und Fisch, wurde aber auch zum Backen und Würzen benötigt. Seine medizinischen Zwecke wurden früh erkannt. Es konnte in der Metallverarbeitung eingesetzt werden, genauso zur Beseitigung von Eis und Schnee auf den Verkehrswegen.[7] Salz steht durch seine konservierende Wirkung symbolisch für Beständigkeit und Leben. Man nutzte es seit der Antike, um sich gegen Unheil zu schützen, beispielsweise durch das Einreiben neugeborener Säuglinge mit Salz.[8]
Der Salzabbau im Salzburgerland geht bis ins 6. Jahrhundert vor Christus zurück. Die Salzvorkommen am Dürrnberg nahe Hallein wurden um 550 v. Chr. entdeckt – ungefähr in dem Zeitraum, in dem der prähistorische Salzabbau im oberösterreichischen Hallstatt sein Ende fand. Hallstatt hatte seine Blüte zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert v. Chr., wobei der Salzabbau aufgrund mehrerer Grubenunfälle und Murenabgänge in den Stollen abrupt reduziert wurde. Einstürze und Todesfälle machten das Betriebsrisiko in Hallstatt zu hoch, weshalb vermutet wird, dass die dortigen Salzherren und Bergleute zum Dürrnberg abwanderten. Denn die Gegend um den Dürrnberg wurde mit einem Schlag besiedelt und begann umgehend mit dem Bergbau. Dabei soll erwähnt werden, dass die Organisation eines Bergwerks viel aufwändiger zu bewerkstelligen war, als vergleichsweise die Arbeit in der Landwirtschaft. Schichtbetriebe und Gruppenarbeit mussten eingeteilt werden. Zudem mussten die Salzherren eine verhältnismäßig große Menge an Kapital zur Verfügung haben, um die Bergarbeiter zu bezahlen. Bis man zum Salz im Berg gelangte, wurde mehrere Jahre lang Gestein abgebaut, bevor man Gewinn machen konnte.[9] Bergbau wurde am Dürrnberg rund 400 Jahre lang betrieben, bis die Römer wenige Jahre vor Christi Geburt in dieses Gebiet kamen. Dann lag der Salzabbau für über ein Jahrtausend lang still.[10]
Abb. 11: Ansicht von Hallein aus dem 19. Jahrhundert
Unter der Herrschaft der Salzburger Fürsterzbischöfe wurde der Bergbau am Dürrnberg gegen Ende des 12. Jahrhunderts, um das Jahr 1185, wieder aufgenommen und sorgte direkt für wirtschaftlichen Aufschwung.[11] Die Erzbischöfe waren bis 1803 weltliche Herren über den Salzabbau, bestimmten Preise und Abbaumenge des Salzes, kontrollierten den Transport über die Salzach und somit auch den Salzhandel. Ohne diese wirtschaftliche Grundlage wäre die Stadt Salzburg nicht das geworden, was sie bis heute ist.[12] Salzabbau spiegelt sich immer in der Namensgebung von Ortschaften wieder, wie man es beispielsweise an Salzburg sowie dem Fluss Salzach erkennen kann. Aber auch Hallein, Hallstatt, Bad Hall, Hall in Tirol und Halle an der Saale sind Orte der Salzgewinnung. Hier leitet sich die Namensgebung vom germanischen Wort hal(l) für Saline ab.[13]
Es gab mehrere Arten der Salzgewinnung, nämlich die Meersalzgewinnung, die Siedesalzgewinnung aus natürlicher Quellsole und die bergmännische Steinsalzgewinnung.[14] Im alpenländischen Raum wurde Salz über Jahrhunderte vor allem im trockenen Bergbau gewonnen, also von den Bergleuten aus den Stollen gebrochen und entweder in großen Blöcken oder als Bruchsalz in Fässern über Winden zutage gebracht.[15] Ab dem Hochmittelalter wurde auch die Sinkwerktechnik, also die künstliche Herstellung von Sole, möglich. Um Sole künstlich zu schaffen, hat man innerhalb der Bergwerke Räume freigelegt, die mit Wasser gefüllt wurden, damit das Salz aus dem Gestein treten und sich im Wasser lösen konnte. Um das zu gewährleisten, wurde von den Hauptstollen ein Schacht hinunter in ein Sinkwerk gelegt. Der Schacht geht nach unten hin auseinander zu einer Laugkammer, in die Süßwasser geleitet wird. Für drei Wochen laugt das Wasser das Salz aus dem Gestein und wird somit zur Sole. Die Sole kann dann entweder nach oben hin abgeschöpft oder abgesogen, oder einfacher nach unten hin abgelassen und über Holzröhren hinunter ins Tal geleitet werden.[16] Am Salzburger Dürrnberg begann man um 1191 damit, die Sinkwerktechnik anzuwenden und die Sole ins Tal zu führen, wodurch die Salinenstadt Hallein gegründet wurde. Hallein wurde bis 1230 zur führenden Saline im Ostalpenraum und verdrängte dadurch die schon vorher erfolgreiche Saline in Reichenhall.[17] In Hallein befanden sich die Siedesalinen, in denen durch Verdampfung der Sole in sogenannten Pfannhäusern das Salz gewonnen wurde. Die eisernen Pfannen im Pfannhaus konnten einen Durchmesser von bis zu 18 Metern haben. Während der Hochkonjunktur der Halleiner Salzproduktion im 16. Jahrhundert wurden bis zu 30.000 Tonnen Salz produziert.[18]
Abb. 12: „Die Saltzpan zu Hallstätt“, Kupferstich aus dem 17. Jahrhundert
Die Lage des Dürrnbergs nahe des Flusses Salzach erleichterte den Transport und somit den Handel mit Salz ungemein. Die Arbeit unter Tage war jedoch hart und die Bergknappen waren durchgehend damit beschäftigt, die Stollen und Abbaukammern zu erweitern sowie Stützen zur Stabilisation einzubauen.[19] Aus Hallein konnte das fertige Salz dann über Land oder über die Salzach exportiert werden. Über Land erreichte man beispielsweise Gebiete wie das obersteirische Ennstal, den Pongau und Lungau oder Oberkärnten. Über Wasser konnten sehr viel größere Gebiete für den Halleiner Salzhandel erschlossen werden. Der Export reichte unter anderem nach Böhmen, Passau, Linz und Korneuburg.[20] In der Neuzeit wurde auf österreichischem Boden auch in Hallstatt sowie in Hall in Tirol Salz gewonnen.[21]
Arbeit und Lebensbedingungen der Salzarbeiter
Die Arbeit im Salzbergwerk wurde als Schichtbetrieb organisiert, in dem jede Tätigkeit anders bezahlt wurde. Eisenwerker waren dafür zuständig, den Stollen weiter auszudehnen. Die Instandhaltung der bestehenden Stollen und Produktion der Sole wurde als Zurüsten bezeichnet. Das Recht, im Salzbergwerk zu arbeiten, war erblich und wurde deshalb als Erbarbeit bezeichnet. Diese Erbarbeiten konnten aber auch verkauft werden.[22] In der Neuzeit konnten rund 1000 Bergarbeiter in einem großen Salzbergwerk tätig sein.[23] Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Recht auf die Arbeit im Dürrnberger Salzstollen an den Besitz der umliegenden Bauernhöfe gebunden.[24]
Die ältere Bergmannstracht, die auch an den Salzknappen auf dem Stammtischzeichen zu sehen ist, wird als maximilianische Bergmannstracht bezeichnet. Die maximilianische Bergmannskleidung geht angeblich bis ins Mittelalter zurück. Sie besteht aus einem weißen Leinenkittel, entweder einer weißen Kapuze oder einem schwarzen Schachthut und dem sogenannten Arschleder, auch Fahr- oder Bergleder genannt. Das Arschleder sollte den Bergmann vor Kälte und Nässe bei der beschwerlichen Arbeit untertage sowie auch vor dem Abwetzen des Hosenbodens beim Einrutschen in den Berg schützen. Es handelt sich dabei um ein halbrundes Lederstück, das am Leibriemen befestigt wurde.[25]
Während die Salzburger Fürsterzbischöfe durch den Salzhandel großen Reichtum anhäuften, wurden die Bergknappen am Dürrnberg und die Salinenarbeiter in Hallein schlecht bezahlt und lebten in Armut. Der Salzbergbau war eine frühe Form der ländlichen Lohnarbeit mit fester Bezahlung, wie es kaum welche gab, und bot dementsprechend eine Sicherheit, die in der vom Ertrag abhängigen Landwirtschaft nicht vorhanden war.[26] Die meisten Bergknappen waren im Mittelalter Nebenerwerbsbauern. In der Neuzeit waren sie aufgrund der schlechten Bezahlung im Bergwerk dann hauptsächlich als Bauern und nur mehr nebenbei als Bergknappen tätig. Frauen und Kinder wurden zu dieser Zeit im Bergbau fast gar nicht mehr beschäftigt, weil ihre Arbeit im Salzbergwerk im 16. Jahrhundert ausdrücklich durch den Salzburger Fürsterzbischof als Landesherren verboten wurde. Deshalb waren sie primär für die Bestellung der Bauernhöfe verantwortlich, die vorwiegend Viehwirtschaft betreiben mussten, weil aufgrund der Hanglage am Dürrnberg kaum Anbau von Getreide oder Gemüse möglich war.[27]
Abb. 13: Schreibschatulle des Salzburger Erzbischofs aus dem 18. Jahrhundert
Ein Prunkstück aus dem Besitz eines Salzburger Erzbischofs befindet sich seit Anfang 2024 in der Schell Collection, nämlich diese herausragende Schreibkassette, die von Hofmechanikus Georg Martin Gizl für den Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian 1740 gefertigt wurde.
Im Tal unten in Hallein waren fast alle Bewohnerinnen und Bewohner in der Saline oder für die Saline tätig.[28] Dort gab es auch mehrere Berufe, die vorwiegend von Frauen ausgeübt wurden – für sehr viel schlechtere Bezahlung, als die schon unzureichend bezahlten Tätigkeiten der Männer. Die Arbeitsbedingungen in den Pfannhäusern waren schlecht und die Lebenserwartung der dort beschäftigten Personen kurz. In der Saline arbeitete man genauso in Schichtarbeit wie im Bergwerk, wobei stärkere Spezialisierung bei den Arbeitsschritten vorherrschte, als vergleichsweise bei den Bergknappen.[29]
Der Fürsterzbischof von Salzburg gewährte den Bergknappen und Salinenarbeitern im Jahr 1791 eine staatliche Pension, lange bevor es in anderen Berufssparten üblich war. 1797 kam eine staatliche Krankenversorgung hinzu.[30] Im 19. Jahrhundert – geprägt von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen, die auch die Lebensverhältnisse der Salzarbeiter wandelten – verlor Hallein an Relevanz, sobald Salzburg 1816 in das Österreichische Kaiserreich eingegliedert wurde. Während die Stadt unter den Salzburger Erzbischöfen eine Monopolstellung innehatte, war sie dann nur mehr ein Glied in der vielfältigen Salzgewinnung der Habsburgermonarchie.[31] Bald darauf wurde Hallein von der Salinenstadt zur Industriestadt.[32] Dennoch wurde bis ins Jahr 1989 weiterhin Salz in Hallein abgebaut.[33]
Abb. 14: Ehemaliges Sudhaus des denkmalgeschützten Salinengebäudes auf der Pernerinsel in Hallein
Text: Laura Müller, BA BA BA
Literatur
Braun, Joseph: Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. München 1974.
Dopsch, Heinz: „Sichere Armut“ – Zu den sozialen Verhältnissen in Bergbau und Saline. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 148-163.
Glunk, Fritz: Das große Lexikon der Symbole. Bindlach 1997.
Gorys, Erhard: Lexikon der Heiligen. München 2016.
Hartl, Wolfgang: Religion und Emigration. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 164-174.
Hellmuth, Thomas/Hiebl, Ewald: Zeit des Umbruchs. Salzproduktion und Salzarbeiterschaft im 19. Jahrhundert. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 248-263.
Hocquet, Jean-Claude: Wertschätzung und Symbolik des Salzes. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 23-29.
Koller, Fritz: Salzgewinnung und Salzhandel unter den Erzbischöfen. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 128-147.
Piasecki, Peter: Wie man Salz gewinnt. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 88-101.
Schmidt, Leopold: Zunftzeichen. Zeugnisse alter Handwerkskunst. Salzburg 1973.
Zeller, Kurt: Die Salzherren vom Dürrnberg. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 104-126.
[23] Piasecki, Peter: Wie man Salz gewinnt. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.100.
[24] Koller, Fritz: Salzgewinnung und Salzhandel unter den Erzbischöfen. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.136.
[25] Bergmannsuniform – traditionelle Bergmannskittel und Bergmannstrachten, abenteuer-erzberg.at, vgl. auch Über die Symbolik der Bergmannstracht, bhk-dachverband.at.
[26] Dopsch, Heinz: „Sichere Armut“ – Zu den sozialen Verhältnissen in Bergbau und Saline. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.148f.
[31] Hellmuth, Thomas/Hiebl, Ewald: Zeit des Umbruchs. Salzproduktion und Salzarbeiterschaft im 19. Jahrhundert. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.248.
Objekt des Monats Februar 2025
Stammtischzeichen der Halleiner Salzknappen
„Salz ist unter allen Edelsteinen, die uns die Erde schenkt, der Kostbarste.“
Justus von Liebig
Beim Objekt des Monats Februar im jungen Jahr 2025 handelt es sich um ein Stammtischzeichen der Salzarbeiter aus der Stadt Hallein in Salzburg. Es wurde vermutlich im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert hergestellt und befand sich lange Zeit im ehemaligen Halleiner Gasthof Löwenbräu, später Gasthof Scheicher. Dort war es in einer separaten Stube gemeinsam mit anderen Stammtischzeichen an der Decke montiert.
Aus welchem Grund, haben die Salzarbeiter aber ihren Stammtisch gekennzeichnet? Und was machte ein Salzarbeiter überhaupt? Das und noch vieles mehr erfahren Sie im Objekt des Monats Februar 2025!
Das Objekt
Inventarnummer: 5521
Standort: 2. Stock, Abteilung Zunftzeichen
Maße: L = 33,5cm, B = 33,5cm, H = 56cm
Das hier gezeigte Objekt ist ein schönes Beispiel für ein klassisches Stammtischzeichen. Außen befindet sich ein aus 13 durchsichtigen Glasscheiben bestehender Kasten, gerahmt von eisernen Verbindungsstäben. Der Grundkorpus des polygonen Glaskastens ist ein Würfel mit oben und unten jeweils einem aufgesetzten Pyramidenstumpf. Im Inneren des Glaskorpus befindet sich das eigentliche Stammtischzeichen der Salzknappen. Am oberen Part sieht man den Heiligen Rupert von Salzburg, Schutzpatron der Salzarbeiter. Er ist klassisch im Bischofsornat dargestellt, wobei der Bischofsstab leider im Laufe der Zeit abhandengekommen ist. Zu seinen Füßen befindet sich ein Salzfass. Links und rechts vor Rupert knien zwei betende Salzknappen in maximilianischer Bergmannstracht. Die Figurengruppe befindet sich auf einem Berg, in dem Salz abgebaut wird. In Richtung der vier gläsernen Wandungen des durchsichtigen Korpus werden vier Szenen aus dem Arbeitsalltag der Salzbergleute unter Tage gezeigt. Man sieht das Rutschen der Salzknappen in den Stollen, die Einfahrt mit einem hölzernen Wagen, die Erweiterung des Stollens und den Ausstieg. Das Grundgerüst und die Figuren wurden aus Holz geschnitzt. Der aus Stein wirkende Berg besteht jedoch aus Papier, genommen aus einem Buch, wie es in der Vergangenheit häufig wiederverwertet und zweckentfremdet wurde.
Der Heilige Rupert
Rupert von Salzburg ist Patron des Landes und des Erzbistums Salzburg sowie des Salzbergbaus und der Salzarbeiter. Er wurde im Frühmittelalter, im Jahr 650, vermutlich in Worms geboren, wo er später auch zum Bischof geweiht wurde. Im Zuge von Ruperts Missionsreise durch das Herzogtum Bayern wurde ihm um das Jahr 700 das Gebiet der ehemaligen Römerstadt Iuvavum, wo sich heute die Altstadt Salzburgs befindet, vom bayerischen Herzog geschenkt. Dort gründete er das Benediktinerkloster St. Peter, das bis heute älteste noch bestehende Kloster auf österreichischem Boden. Zudem gründete Rupert auch das Frauenkloster Nonnberg, welches das weltweit älteste, ununterbrochen bestehende christliche Frauenkloster ist. Iuvavum wurde Bistumsresidenz und Rupert erster Bischof von Salzburg sowie Abt des Klosters St. Peter. Der Herzog von Bayern schenkte Rupert zur Erhaltung der kirchlichen Einrichtungen ein Drittel der Einnahmen der Reichenhaller Salzquelle, die seit 696 in Betrieb war. Daher kommt vermutlich die Rolle des Heiligen Ruperts als Salzpatron. Rupert starb am Ostersonntag des Jahres 718, vermutlich in Worms. Seine Gebeine sind seit 774 im Salzburger Dom beigesetzt.[1]
Die ältesten bekannten Darstellungen des Heiligen Rupert sind aus dem 12. Jahrhundert bekannt. Er wurde meist in Pontifikalkleidung mit den klassischen Attributen eines Bischofs, nämlich dem Bischofsstab und einem Buch, dargestellt. Im 13. Jahrhundert kam der Salzkübel, auch Halleiner Kufe genannt, hinzu. Der Salzkübel befindet sich bei den Darstellungen entweder in Ruperts Hand oder zu seinen Füßen. Dieses Attribut geht auf den Heiligenkult der Salzarbeiter, besonders im Gebiet Hallein zurück.[2] Die eigentliche Schutzpatronin der Bergleute war die Heilige Barbara. Der Heilige Rupert machte ihr den Platz nur am Dürrnberg und in Hallein streitig. Allerdings hatte Rupert, entgegen traditioneller Behauptungen, nichts mit dem Salzbergwerk am Dürrnberg zu tun. Dort wurde zu seinen Lebzeiten nämlich kein Salz abgebaut.[3]
Das Stammtischzeichen der Salzarbeiter im Gasthof Löwenbräu – und was es mit Tischzeichen, Zünften und Bruderschaften auf sich hat
Die Vorsorge für alte, kranke und arbeitsunfähige Salzarbeiter sowie für Begräbnisse, Witwen und Waisen war für Jahrhunderte den Bergknappen und Salinenarbeitern selbst überlassen. Es gab bis ins späte 18. Jahrhundert hinein keine öffentliche Form der Sozialfürsorge für sie. Die Dürrnberger Bergknappen und die Halleiner Salzknechte organisierten sich deshalb in Bruderschaften, die durchaus vergleichbar mit den Zünften der städtischen Handwerker waren. Die Bruderschaften waren Träger von Brauchtum und kulturellem Leben. Sie hatten sogenannte Bruderladen, also Truhen, in denen die finanziellen Mittel für Alters- und Sozialfürsorge der Mitglieder gespart wurden. Dafür mussten Bergleute und Salinenarbeiter einen festgelegten Prozentsatz ihrer Einkünfte an die Bruderlade abgeben. Bei Krankheit und Armut konnten sie und ihre Familien sich somit auf Unterstützung verlassen. Im Gegensatz zu den handwerklichen Zünften waren die Bruderschaften der Salzarbeiter allerdings deutlich religiöser motiviert.[4]
Gasthäuser waren in der Vergangenheit viel mehr Gemeinschaftshäuser als heute. Man traf sich dort nach der Arbeit mit den Kollegen aus der Zunft oder der Bruderschaft und saß gemeinsam am Stammtisch. Für die Stammtische der diversen Zünfte oder Bruderschaften in den Städten bildeten sich im Lauf der Zeit Tischzeichen heraus. Manche dieser Tischzeichen waren flach mit beidseitiger Bemalung, andere vollplastisch herausgearbeitet und hinter Glas. Diese Stammtischzeichen wurden auch Stubenzeichen genannt. Darauf abgebildet sah man meist die Embleme der jeweiligen Handwerker oder Zünfte, manchmal auch die szenische Darstellung des Arbeitsalltags und auch gerne die zugehörigen Schutzpatrone. Nachdem Stammtischzeichen durch die handwerklichen Zünfte in vielen Gasthäusern vorhanden waren, schlossen sich auch andere Berufsgruppen an, wie beispielsweise die Schiffleute, Wanderhändler oder – wie hier gezeigt – die Salzarbeiter.[5] Manche Berufe konnten ihre Stammtischzeichen selbst herstellen. Die meisten gaben diesen Auftrag aber beispielsweise an Tischler, Zinngießer oder Hafner ab.[6]
Falls Sie gerne mehr zu den Themen der Stammtischzeichen oder Zünfte erfahren möchten, dann schauen Sie sich doch beispielsweise die Objekte des Monats August 2022 und Juni 2023 an, in denen diese Bereiche schon genauer behandelt wurden!
Salzabbau in Hallein – Methode und Geschichte
Der Verkauf von Salz beeinflusste seit prähistorischen Zeiten maßgeblich Handelswege, Verkehr und Transportwesen. Die Besteuerung von Salz war seit jeher eine der wichtigsten Einnahmequellen von Landesherren. Salz war immens wichtig als Konservierungsmittel für Fleisch und Fisch, wurde aber auch zum Backen und Würzen benötigt. Seine medizinischen Zwecke wurden früh erkannt. Es konnte in der Metallverarbeitung eingesetzt werden, genauso zur Beseitigung von Eis und Schnee auf den Verkehrswegen.[7] Salz steht durch seine konservierende Wirkung symbolisch für Beständigkeit und Leben. Man nutzte es seit der Antike, um sich gegen Unheil zu schützen, beispielsweise durch das Einreiben neugeborener Säuglinge mit Salz.[8]
Der Salzabbau im Salzburgerland geht bis ins 6. Jahrhundert vor Christus zurück. Die Salzvorkommen am Dürrnberg nahe Hallein wurden um 550 v. Chr. entdeckt – ungefähr in dem Zeitraum, in dem der prähistorische Salzabbau im oberösterreichischen Hallstatt sein Ende fand. Hallstatt hatte seine Blüte zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert v. Chr., wobei der Salzabbau aufgrund mehrerer Grubenunfälle und Murenabgänge in den Stollen abrupt reduziert wurde. Einstürze und Todesfälle machten das Betriebsrisiko in Hallstatt zu hoch, weshalb vermutet wird, dass die dortigen Salzherren und Bergleute zum Dürrnberg abwanderten. Denn die Gegend um den Dürrnberg wurde mit einem Schlag besiedelt und begann umgehend mit dem Bergbau. Dabei soll erwähnt werden, dass die Organisation eines Bergwerks viel aufwändiger zu bewerkstelligen war, als vergleichsweise die Arbeit in der Landwirtschaft. Schichtbetriebe und Gruppenarbeit mussten eingeteilt werden. Zudem mussten die Salzherren eine verhältnismäßig große Menge an Kapital zur Verfügung haben, um die Bergarbeiter zu bezahlen. Bis man zum Salz im Berg gelangte, wurde mehrere Jahre lang Gestein abgebaut, bevor man Gewinn machen konnte.[9] Bergbau wurde am Dürrnberg rund 400 Jahre lang betrieben, bis die Römer wenige Jahre vor Christi Geburt in dieses Gebiet kamen. Dann lag der Salzabbau für über ein Jahrtausend lang still.[10]
Unter der Herrschaft der Salzburger Fürsterzbischöfe wurde der Bergbau am Dürrnberg gegen Ende des 12. Jahrhunderts, um das Jahr 1185, wieder aufgenommen und sorgte direkt für wirtschaftlichen Aufschwung.[11] Die Erzbischöfe waren bis 1803 weltliche Herren über den Salzabbau, bestimmten Preise und Abbaumenge des Salzes, kontrollierten den Transport über die Salzach und somit auch den Salzhandel. Ohne diese wirtschaftliche Grundlage wäre die Stadt Salzburg nicht das geworden, was sie bis heute ist.[12] Salzabbau spiegelt sich immer in der Namensgebung von Ortschaften wieder, wie man es beispielsweise an Salzburg sowie dem Fluss Salzach erkennen kann. Aber auch Hallein, Hallstatt, Bad Hall, Hall in Tirol und Halle an der Saale sind Orte der Salzgewinnung. Hier leitet sich die Namensgebung vom germanischen Wort hal(l) für Saline ab.[13]
Es gab mehrere Arten der Salzgewinnung, nämlich die Meersalzgewinnung, die Siedesalzgewinnung aus natürlicher Quellsole und die bergmännische Steinsalzgewinnung.[14] Im alpenländischen Raum wurde Salz über Jahrhunderte vor allem im trockenen Bergbau gewonnen, also von den Bergleuten aus den Stollen gebrochen und entweder in großen Blöcken oder als Bruchsalz in Fässern über Winden zutage gebracht.[15] Ab dem Hochmittelalter wurde auch die Sinkwerktechnik, also die künstliche Herstellung von Sole, möglich. Um Sole künstlich zu schaffen, hat man innerhalb der Bergwerke Räume freigelegt, die mit Wasser gefüllt wurden, damit das Salz aus dem Gestein treten und sich im Wasser lösen konnte. Um das zu gewährleisten, wurde von den Hauptstollen ein Schacht hinunter in ein Sinkwerk gelegt. Der Schacht geht nach unten hin auseinander zu einer Laugkammer, in die Süßwasser geleitet wird. Für drei Wochen laugt das Wasser das Salz aus dem Gestein und wird somit zur Sole. Die Sole kann dann entweder nach oben hin abgeschöpft oder abgesogen, oder einfacher nach unten hin abgelassen und über Holzröhren hinunter ins Tal geleitet werden.[16] Am Salzburger Dürrnberg begann man um 1191 damit, die Sinkwerktechnik anzuwenden und die Sole ins Tal zu führen, wodurch die Salinenstadt Hallein gegründet wurde. Hallein wurde bis 1230 zur führenden Saline im Ostalpenraum und verdrängte dadurch die schon vorher erfolgreiche Saline in Reichenhall.[17] In Hallein befanden sich die Siedesalinen, in denen durch Verdampfung der Sole in sogenannten Pfannhäusern das Salz gewonnen wurde. Die eisernen Pfannen im Pfannhaus konnten einen Durchmesser von bis zu 18 Metern haben. Während der Hochkonjunktur der Halleiner Salzproduktion im 16. Jahrhundert wurden bis zu 30.000 Tonnen Salz produziert.[18]
Die Lage des Dürrnbergs nahe des Flusses Salzach erleichterte den Transport und somit den Handel mit Salz ungemein. Die Arbeit unter Tage war jedoch hart und die Bergknappen waren durchgehend damit beschäftigt, die Stollen und Abbaukammern zu erweitern sowie Stützen zur Stabilisation einzubauen.[19] Aus Hallein konnte das fertige Salz dann über Land oder über die Salzach exportiert werden. Über Land erreichte man beispielsweise Gebiete wie das obersteirische Ennstal, den Pongau und Lungau oder Oberkärnten. Über Wasser konnten sehr viel größere Gebiete für den Halleiner Salzhandel erschlossen werden. Der Export reichte unter anderem nach Böhmen, Passau, Linz und Korneuburg.[20] In der Neuzeit wurde auf österreichischem Boden auch in Hallstatt sowie in Hall in Tirol Salz gewonnen.[21]
Arbeit und Lebensbedingungen der Salzarbeiter
Die Arbeit im Salzbergwerk wurde als Schichtbetrieb organisiert, in dem jede Tätigkeit anders bezahlt wurde. Eisenwerker waren dafür zuständig, den Stollen weiter auszudehnen. Die Instandhaltung der bestehenden Stollen und Produktion der Sole wurde als Zurüsten bezeichnet. Das Recht, im Salzbergwerk zu arbeiten, war erblich und wurde deshalb als Erbarbeit bezeichnet. Diese Erbarbeiten konnten aber auch verkauft werden.[22] In der Neuzeit konnten rund 1000 Bergarbeiter in einem großen Salzbergwerk tätig sein.[23] Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Recht auf die Arbeit im Dürrnberger Salzstollen an den Besitz der umliegenden Bauernhöfe gebunden.[24]
Die ältere Bergmannstracht, die auch an den Salzknappen auf dem Stammtischzeichen zu sehen ist, wird als maximilianische Bergmannstracht bezeichnet. Die maximilianische Bergmannskleidung geht angeblich bis ins Mittelalter zurück. Sie besteht aus einem weißen Leinenkittel, entweder einer weißen Kapuze oder einem schwarzen Schachthut und dem sogenannten Arschleder, auch Fahr- oder Bergleder genannt. Das Arschleder sollte den Bergmann vor Kälte und Nässe bei der beschwerlichen Arbeit untertage sowie auch vor dem Abwetzen des Hosenbodens beim Einrutschen in den Berg schützen. Es handelt sich dabei um ein halbrundes Lederstück, das am Leibriemen befestigt wurde.[25]
Während die Salzburger Fürsterzbischöfe durch den Salzhandel großen Reichtum anhäuften, wurden die Bergknappen am Dürrnberg und die Salinenarbeiter in Hallein schlecht bezahlt und lebten in Armut. Der Salzbergbau war eine frühe Form der ländlichen Lohnarbeit mit fester Bezahlung, wie es kaum welche gab, und bot dementsprechend eine Sicherheit, die in der vom Ertrag abhängigen Landwirtschaft nicht vorhanden war.[26] Die meisten Bergknappen waren im Mittelalter Nebenerwerbsbauern. In der Neuzeit waren sie aufgrund der schlechten Bezahlung im Bergwerk dann hauptsächlich als Bauern und nur mehr nebenbei als Bergknappen tätig. Frauen und Kinder wurden zu dieser Zeit im Bergbau fast gar nicht mehr beschäftigt, weil ihre Arbeit im Salzbergwerk im 16. Jahrhundert ausdrücklich durch den Salzburger Fürsterzbischof als Landesherren verboten wurde. Deshalb waren sie primär für die Bestellung der Bauernhöfe verantwortlich, die vorwiegend Viehwirtschaft betreiben mussten, weil aufgrund der Hanglage am Dürrnberg kaum Anbau von Getreide oder Gemüse möglich war.[27]
Ein Prunkstück aus dem Besitz eines Salzburger Erzbischofs befindet sich seit Anfang 2024 in der Schell Collection, nämlich diese herausragende Schreibkassette, die von Hofmechanikus Georg Martin Gizl für den Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian 1740 gefertigt wurde.
Im Tal unten in Hallein waren fast alle Bewohnerinnen und Bewohner in der Saline oder für die Saline tätig.[28] Dort gab es auch mehrere Berufe, die vorwiegend von Frauen ausgeübt wurden – für sehr viel schlechtere Bezahlung, als die schon unzureichend bezahlten Tätigkeiten der Männer. Die Arbeitsbedingungen in den Pfannhäusern waren schlecht und die Lebenserwartung der dort beschäftigten Personen kurz. In der Saline arbeitete man genauso in Schichtarbeit wie im Bergwerk, wobei stärkere Spezialisierung bei den Arbeitsschritten vorherrschte, als vergleichsweise bei den Bergknappen.[29]
Der Fürsterzbischof von Salzburg gewährte den Bergknappen und Salinenarbeitern im Jahr 1791 eine staatliche Pension, lange bevor es in anderen Berufssparten üblich war. 1797 kam eine staatliche Krankenversorgung hinzu.[30] Im 19. Jahrhundert – geprägt von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen, die auch die Lebensverhältnisse der Salzarbeiter wandelten – verlor Hallein an Relevanz, sobald Salzburg 1816 in das Österreichische Kaiserreich eingegliedert wurde. Während die Stadt unter den Salzburger Erzbischöfen eine Monopolstellung innehatte, war sie dann nur mehr ein Glied in der vielfältigen Salzgewinnung der Habsburgermonarchie.[31] Bald darauf wurde Hallein von der Salinenstadt zur Industriestadt.[32] Dennoch wurde bis ins Jahr 1989 weiterhin Salz in Hallein abgebaut.[33]
Text: Laura Müller, BA BA BA
Literatur
Braun, Joseph: Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. München 1974.
Dopsch, Heinz: „Sichere Armut“ – Zu den sozialen Verhältnissen in Bergbau und Saline. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 148-163.
Glunk, Fritz: Das große Lexikon der Symbole. Bindlach 1997.
Gorys, Erhard: Lexikon der Heiligen. München 2016.
Hartl, Wolfgang: Religion und Emigration. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 164-174.
Hellmuth, Thomas/Hiebl, Ewald: Zeit des Umbruchs. Salzproduktion und Salzarbeiterschaft im 19. Jahrhundert. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 248-263.
Hocquet, Jean-Claude: Wertschätzung und Symbolik des Salzes. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 23-29.
Koller, Fritz: Salzgewinnung und Salzhandel unter den Erzbischöfen. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 128-147.
Piasecki, Peter: Wie man Salz gewinnt. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 88-101.
Schmidt, Leopold: Zunftzeichen. Zeugnisse alter Handwerkskunst. Salzburg 1973.
Zeller, Kurt: Die Salzherren vom Dürrnberg. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994. S. 104-126.
Online Artikel
Bergmannsuniform – traditionelle Bergmannskittel und Bergmannstrachten. In: abenteuer-erzberg.at
https://www.abenteuer-erzberg.at/en/bergmannsbrauchtum/bergmannsuniform (Zugriff 23.01.2025)
Über die Symbolik der Bergmannstracht. In: Dachverband der Österreichischen Berg-, Hütten- und Knappenvereine https://bhk-dachverband.at/bergmannskleidung/ (Zugriff 27.01.2025)
Abbildungen
Abb. 1: Stammtischzeichen der Halleiner Salzknappen, ©prismaundkante.
Abb. 2: Detail Stammtischzeichen, Berg aus Papier, ©Schell Collection, Graz.
Abb. 3: Seccomalerei des Heiligen Rupert auf der Rupertikirche in Hohenrain, Hart bei Graz, vom Grazer Künstler Adolf Osterider, 1973. ©Wikimedia Commons https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Rupertikirche_Hohenrain_-_Hl._Rupert.JPG (Zugriff 27.01.2025).
Abb. 4: Detail Stammtischzeichen, Hl. Rupert mit zwei Salzknappen, ©Schell Collection, Graz.
Abb. 5: Statue des Heiligen Rupert aus der Kirche St. Cyriak in Salzburg, von einem unbekannten Hersteller, spätes 15. Jahrhundert. ©Wikimedia Commons https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Pfarrwerfen_Kirche_Rupert_01.jpg (Zugriff 24.01.2025).
Abb. 6: Detail Stammtischzeichen, Vorderseite, Erweiterung des Stollens, ©Schell Collection, Graz.
Abb. 7: Detail Stammtischzeichen, linke Seitenwand, Einrutschen in den Stollen, © Schell Collection, Graz.
Abb. 8: Detail Stammtischzeichen, rechte Seitenwand, Einfahrt in den Stollen, © Schell Collection, Graz.
Abb. 9: Detail Stammtischzeichen, Rückseite, Ausstieg aus dem Stollen, © Schell Collection, Graz.
Abb. 10: Gasthof Scheicher am Schöndorferplatz in Hallein, 1950er/60er Jahre, ©Stadtarchiv Hallein.
Abb. 11: Ansicht von Hallein aus dem 19. Jahrhundert, Darstellung von Ludwig Hans Fischer, 1889, abgebildet in: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band 6: Oberösterreich und Salzburg, S.333. ©Wikimedia Commons https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hallein,_Ansicht_aus_den_1880er_Jahren.png (Zugriff 23.01.2025).
Abb. 12: „Die Saltzpan zu Hallstätt“, Kupferstich von Matthäus Merian, 1679, abgebildet in: „Topographia Provinciarum Austriacarum, Austriae, Styriae, Carinthiae, Carniolae, Tyrolis etc.“, Band 10 der Reihe „Topographia Germaniae“ von Matthäus Merian und Martin Zeiller. ©Wikimedia Commons
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Die_Saltzpan_zu_Hallst%C3%A4tt_(Merian).jpg (Zugriff 27.01.2025).
Abb. 13: Schreibschatulle, gefertigt von Georg Martin Gizl für Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian, 1740, ©Kunsthandel Peter Mühlbauer.
Abb. 14: Ehemaliges Sudhaus des denkmalgeschützten Salinengebäudes auf der Pernerinsel in Hallein, ©Wikimedia Commons.
[1] Gorys, Erhard: Lexikon der Heiligen. München 2016, siehe Artikel Rupert.
[2] Braun, Joseph: Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. München 1974, siehe Artikel Rupertus.
[3] Hartl, Wolfgang: Religion und Emigration. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.164.
[4] Dopsch, Heinz: „Sichere Armut“ – Zu den sozialen Verhältnissen in Bergbau und Saline. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.161f.
[5] Schmidt, Leopold: Zunftzeichen. Zeugnisse alter Handwerkskunst. Salzburg 1973, S.25.
[6] Ebda., S.27.
[7] Hocquet, Jean-Claude: Wertschätzung und Symbolik des Salzes. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.23f.
[8] Glunk, Fritz: Das große Lexikon der Symbole. Bindlach 1997, S.279f.
[9] Zeller, Kurt: Die Salzherren vom Dürrnberg. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.105f.
[10] Ebda., S.111.
[11] Ebda., S.123.
[12] Ebda., S.104.
[13] Hocquet, Jean-Claude: Wertschätzung und Symbolik des Salzes. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.25.
[14] Piasecki, Peter: Wie man Salz gewinnt. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.88.
[15] Ebda., S.99.
[16] Koller, Fritz: Salzgewinnung und Salzhandel unter den Erzbischöfen. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.134.
[17] Ebda., S.131f.
[18] Ebda., S.137.
[19] Zeller, Kurt: Die Salzherren vom Dürrnberg. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.108.
[20] Koller, Fritz: Salzgewinnung und Salzhandel unter den Erzbischöfen. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.142f.
[21] Ebda., S.138.
[22] Ebda., S.136.
[23] Piasecki, Peter: Wie man Salz gewinnt. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.100.
[24] Koller, Fritz: Salzgewinnung und Salzhandel unter den Erzbischöfen. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.136.
[25] Bergmannsuniform – traditionelle Bergmannskittel und Bergmannstrachten, abenteuer-erzberg.at, vgl. auch Über die Symbolik der Bergmannstracht, bhk-dachverband.at.
[26] Dopsch, Heinz: „Sichere Armut“ – Zu den sozialen Verhältnissen in Bergbau und Saline. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.148f.
[27] Ebda., S.152f.
[28] Ebda., S.150.
[29] Ebda., S.156.
[30] Ebda., S.163.
[31] Hellmuth, Thomas/Hiebl, Ewald: Zeit des Umbruchs. Salzproduktion und Salzarbeiterschaft im 19. Jahrhundert. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.248.
[32] Ebda., S.253.
[33] Zeller, Kurt: Die Salzherren vom Dürrnberg. In: Salzburger Landesausstellungen (Hg.): Salz. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung. Salzburg 1994, S.123.