Belgische Eisentruhe mit interessantem Schlossmechanismus
Inv. Nr.: 4976
Maße: 91 x 49 x 57 cm
Die nun vorgestellte Eisentruhe besticht auf den ersten Blick durch die vielen Kugelornamente, mit denen sie überzogen ist. In regelmäßigen Abständen wurden diese auf die sieben Längsbänder montiert. Man möchte meinen, dass diese Kugeln eine besondere Form der Verzierung bilden, jedoch erfüllen sie auch noch eine wesentlich interessantere Aufgabe: Sie helfen dabei die Schlüssellöcher zu verstecken.
Zur Herkunft:
Die Truhe stammt aus der Stadt Lou Vain (Löwen) bei Brüssel in Belgien. Laut dem Verkäufer wurde die Truhe im 17. Jahrhundert hergestellt. Ein Inventarblatt im Inneren der Truhe berichtet, dass die Truhe Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz von Georges Augustin „Joris“ Helleputte (1852-1925) aus Lou Vain überging. Dabei handelt es sich um einen Architekten, der auch politisch in Belgien tätig war. So wurde er 1907 zum Landwirtschaftsminister ernannt. In der nächsten Regierung arbeitete er dann als Minister für Post, Eisenbahn und Telegrafie. Später arbeitete er als Minister für öffentliche Arbeiten sowie abermals als Landwirtschaftsminister. 1996 konnte die Truhe von einem deutschen Händler erworben werden und befindet sich seitdem als Ausstellungsstück in der Schell Collection. Ein sehr ähnliches Stück befindet sich im Victoria & Albert Museum in London.
Die Schlüssel:
Die Truhe hat nicht einen, sondern vier Schlüssel. Jeder von ihnen wird benötigt und ebenso ist die Reihenfolge des Sperrens von Bedeutung. Der erste eingesetzte Schlüssel ist gebogen und gleicht keinem der anderen Schlüssel. Er erinnert an einen Haken. Der Bart ist ein geschwungener Stecher, der das Schlüsselloch am Boden der Truhe sperrt. Die drei weiteren Schlüssel sind unterschiedlich groß. Sie besitzen gedrückte, längsovale Reiden und gequetschte Kugelgesenke. Zwei der Schlüssel besitzen Bärte mit Einschnitten von oben und unten. Der letzte Schlüssel hat keine Einschnitte im Bart. Die beiden kleinsten Schlüssel besitzen einen vollen Dorn, während der größte Schlüssel einen Hohldorn hat.
Der Mechanismus:
Der Mechanismus dieser Truhe ist in vielerlei Hinsicht überraschend. Gesperrt wird die Truhe mit vier Schlüsseln. Besonders ist nicht nur die Anzahl der Schlüssel, sondern auch die Form der Schlüssellöcher. Zwar gibt es an dieser Truhe Schlüssellöcher in Spielkegelform, wie sie uns bekannt sind, doch gibt es auch ein schlichtes rundes Loch für einen Stecher, sowie ein Plus-förmiges Schlüsselloch und eines in X-Form. Spannend ist vor allem die Tatsache, dass während des Öffnens sogar zwei Schlüssel gleichzeitig in ein Schlüsselloch gesteckt und gesperrt werden. Dies dient dazu, die Schlüssel in verschiedene Sperrebenen zu schieben. Die Schlüssellöcher bieten zum Teil drei verschiedene Ebenen an. Hat man schließlich alle Riegel der Truhe geöffnet, so wird dem Sperrenden noch eine letzte Überraschung bewusst: Nicht wie erwartet umschließt der Deckel der Truhe die gesamte Oberfläche, sondern nur einen kleinen Ausschnitt von dieser.
An dieser Stelle möchten wir uns bei Herrn Rainer Popp bedanken, der extra aus Deutschland angereist ist, um uns beim Öffnen dieser Truhe behilflich zu sein.
Text: Gerhild Santner, MA
Belgische Eisentruhe mit interessantem Schlossmechanismus
Inv. Nr.: 4976
Maße: 91 x 49 x 57 cm
Die nun vorgestellte Eisentruhe besticht auf den ersten Blick durch die vielen Kugelornamente, mit denen sie überzogen ist. In regelmäßigen Abständen wurden diese auf die sieben Längsbänder montiert. Man möchte meinen, dass diese Kugeln eine besondere Form der Verzierung bilden, jedoch erfüllen sie auch noch eine wesentlich interessantere Aufgabe: Sie helfen dabei die Schlüssellöcher zu verstecken.
Zur Herkunft:
Die Truhe stammt aus der Stadt Lou Vain (Löwen) bei Brüssel in Belgien. Laut dem Verkäufer wurde die Truhe im 17. Jahrhundert hergestellt. Ein Inventarblatt im Inneren der Truhe berichtet, dass die Truhe Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz von Georges Augustin „Joris“ Helleputte (1852-1925) aus Lou Vain überging. Dabei handelt es sich um einen Architekten, der auch politisch in Belgien tätig war. So wurde er 1907 zum Landwirtschaftsminister ernannt. In der nächsten Regierung arbeitete er dann als Minister für Post, Eisenbahn und Telegrafie. Später arbeitete er als Minister für öffentliche Arbeiten sowie abermals als Landwirtschaftsminister. 1996 konnte die Truhe von einem deutschen Händler erworben werden und befindet sich seitdem als Ausstellungsstück in der Schell Collection. Ein sehr ähnliches Stück befindet sich im Victoria & Albert Museum in London.
Die Schlüssel:
Die Truhe hat nicht einen, sondern vier Schlüssel. Jeder von ihnen wird benötigt und ebenso ist die Reihenfolge des Sperrens von Bedeutung. Der erste eingesetzte Schlüssel ist gebogen und gleicht keinem der anderen Schlüssel. Er erinnert an einen Haken. Der Bart ist ein geschwungener Stecher, der das Schlüsselloch am Boden der Truhe sperrt. Die drei weiteren Schlüssel sind unterschiedlich groß. Sie besitzen gedrückte, längsovale Reiden und gequetschte Kugelgesenke. Zwei der Schlüssel besitzen Bärte mit Einschnitten von oben und unten. Der letzte Schlüssel hat keine Einschnitte im Bart. Die beiden kleinsten Schlüssel besitzen einen vollen Dorn, während der größte Schlüssel einen Hohldorn hat.
Der Mechanismus:
Der Mechanismus dieser Truhe ist in vielerlei Hinsicht überraschend. Gesperrt wird die Truhe mit vier Schlüsseln. Besonders ist nicht nur die Anzahl der Schlüssel, sondern auch die Form der Schlüssellöcher. Zwar gibt es an dieser Truhe Schlüssellöcher in Spielkegelform, wie sie uns bekannt sind, doch gibt es auch ein schlichtes rundes Loch für einen Stecher, sowie ein Plus-förmiges Schlüsselloch und eines in X-Form. Spannend ist vor allem die Tatsache, dass während des Öffnens sogar zwei Schlüssel gleichzeitig in ein Schlüsselloch gesteckt und gesperrt werden. Dies dient dazu, die Schlüssel in verschiedene Sperrebenen zu schieben. Die Schlüssellöcher bieten zum Teil drei verschiedene Ebenen an. Hat man schließlich alle Riegel der Truhe geöffnet, so wird dem Sperrenden noch eine letzte Überraschung bewusst: Nicht wie erwartet umschließt der Deckel der Truhe die gesamte Oberfläche, sondern nur einen kleinen Ausschnitt von dieser.
An dieser Stelle möchten wir uns bei Herrn Rainer Popp bedanken, der extra aus Deutschland angereist ist, um uns beim Öffnen dieser Truhe behilflich zu sein.
Text: Gerhild Santner, MA