Chinesisches Vorhangschloss in Form eines Hundes oder Löwen aus der Zeit der Ming Dynastie
Vorgestellt wird ein chinesisches Vorhangschloss in Form eines Hundes aus der Zeit der Ming-Dynastie. Wenn wir an gewisse Tiere denken, dann verbinden wir automatisch verschiedene Eigenschaften und Charakterzüge mit ihnen. Zum Beispiel gilt der Fuchs als schlau und gerissen, der Löwe als stark und mutig, der Hund steht für Treue und Loyalität, wird aber auch als Wächter angesehen. Das ist nicht nur in unserer Kultur so. Dieselben bzw. ähnliche Vorstellungen finden sich ebenso in China. Grund genug dem Hund und seiner Symbolik ein eigenes Objekt des Monats zu widmen. Da es sich bei dem Tier aber eventuell auch um einen Löwen handeln könnte, wird auch dieser in seiner Rolle in der chinesischen Symbolik vorgestellt.
Das Objekt
Inv.-Nr. 5886; Maße: 7,5 x 4,5 cm
Wie häufig in Asien ist dieses Vorhangschloss in Form eines Tieres gestaltet, bei dem es sich – wie schon erwähnt – um einen Hund oder einen Löwen handelt. Diese Art Objekt nennt man präzise ein Spreizfedernvorhangschloss, allerdings sind sowohl der Bügel als auch der Schlüssel nicht mehr erhalten. Das Material, aus dem das Objekt besteht, ist Bronze und weist feine Details auf der Oberfläche auf. Obwohl das Vorhangschloss bereits einige hundert Jahre alt ist, kann man eine Art Mähne sowie das Fell, die ins Metall eingeritzt sind, gut erkennen. Das Maul des Tieres ist aufklappbar, der Schweif hoch aufgerichtet und an diesem sieht man eine Öse zur Befestigung des Bügels. In der Schell Collection befinden sich noch weitere Beispiele für Vorhangschlösser in Hundeform.
Doch was genau war die Bedeutung und Symbolik des Hundes bzw. des Löwen in China?
Der Hund in der chinesischen Symbolik
Das chinesische Wort für Hund lautet „gou“ und man verbindet ihn mit der westlichen Himmelsrichtung sowie dem Element Erde. Traditionell galten Hunde als Wächter und Beschützer, was sich mit der Vorstellung in Europa deckt. Weiters sollten sie auch Dämonen und böse Geister vertreiben. Wenn ein Mensch starb, so legte man in sein Grab kleine gefaltete Hunde aus Papier, die ihn weiter begleiten und schützen sollten. Ein Brauch im Norden Chinas sah vor, dass man am 5. Tag des 5. Monats ähnliche Papierhunde ins Wasser warf, um so ebenfalls Schutz vor Dämonen zu erhalten. Weiters gelten die Hunde als die Gefährten des Gottes Erh-lang. Dessen Aufgabe besteht darin, böse Geister zu vertreiben und danach auch die Umgebung von ihrer Anwesenheit zu reinigen.[1]
Zum Schutz von Gräbern erwählte man Hunde als symbolische Wächter. Dieser Brauch ist bereits Jahrhunderte alt und nahm seinen Anfang in der Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n. Chr.). Die Hunde aus Terrakotta oder Stein sind in sitzender, bedrohlicher Haltung dargestellt und es handelt sich meistens um körperlich kräftige und große Arten.[2]
Die Vorstellungen und Mythen in China bzw. Asien zu Hunden sind mannigfaltig. Es wird gesagt, wenn man in einem Traum von einem Hund gebissen wird, dann muss man sich mehr um die Opfer für die Verstorbenen kümmern, damit diese etwas zu essen haben. Als Omen für Glück und Wohlstand gilt ein zugelaufener Hund. In vielen Legenden sind Hunde als treue Begleiter erwähnt, die sogar für ihr Herrchen in den Tod gehen. Aber auch als mythischer Ahnherr ist der Hund zu finden wie bei den Yao, einer ethnischen Minderheit in China. Diese führen ihre Abstammung auf einen Hund und eine Tochter des Kaisers zurück und tragen sogenannte „Hundemützen“. Andernorts in Süd- und Westchina erzählt man sich von einem Hund, der Reis an die Menschen verteilt.[3]
Aus der Zeit der Ming-Dynastie kennt man die sogenannten „Erdhunde“ (nini gou), bei denen es sich um ein schwarzbemaltes Spielzeug handelt. Im Huaiyangkreis, der in der Provinz Henan liegt, existiert ein Brauch, der sich rund um das Tempelfest von Fuxi, dem göttlichen Ahnherrn der Menschen dreht. Es findet beinahe einen Monat lang – zwischen 2. Februar und 3. März – statt. Über die „Erdhunde“ erzählt man sich folgende Legende wie sie entstanden sind. Sie ähnelt jener der Yao, die bereits erwähnt wurden: Ein gelber Hund rettete den Kaiser und seine Armee vor angreifenden Gegnern und erhielt im Gegenzug die Hand der Tochter des Kaisers. Damit ihr zukünftiger Mann menschliche Gestalt annehmen würde, verschloss die Prinzessin ihn für 49 Tage in einem Gefäß. Doch wurde sie ungeduldig und öffnete zu früh den Deckel. Die Verwandlung war noch nicht ganz vollzogen und der Mensch hatte immer noch einen Hundekopf. Dem Mythos zufolge soll dieser Hund der legendäre Ahnherr Fuxi gewesen sein. Das Tonspielzeug wurde nach ihm benannt. Während des Tempelfestes kann man Tonfiguren in Form von Hunden kaufen und diese werden zu Hause an die Kinder mit vielen Glückwünschen weiterverschenkt. Dabei kommt es häufig zum typischen Ausruf „Werft die Erdhunde her!“ [4]
In Taiwan dürfen keine Hunde begraben werden, da diese dann zu Geistern werden. Um dies zu verhindern, soll man verstorbene Hunde ins Wasser werfen. In Korea, aber auch anderen Teilen Nordasiens, kennt man Legenden von Hundemenschen, die einen Hundekopf auf einem Menschenkörper aufweisen, ähnlich wie in der Legende von Fuxi.[5]
Am geläufigsten ist uns der Hund in der chinesischen Glaubensvorstellung aber als 11. Tierkreiszeichen im chinesischen Horoskop. Bei der Beschreibung jener Personen, die unter diesem Sternzeichen geboren sind, finden sich all jene Eigenschaften wieder, die auch dem Tier selbst zugeschrieben werden. Treue, Loyalität und Freundlichkeit sind nur drei davon. Weiters gelten solche Menschen als hilfsbereit und bodenständig. Aufgrund dessen können sie angeblich aber auch nur schwer „nein“ sagen und haben viel Sinn für Gerechtigkeit. Verrat duldet ein Hunde-Geborener unter gar keinen Umständen. Wie immer bei Horoskopen wird angeführt mit welchen anderen Sternzeichen sich der Hund verträgt bzw. welche er meiden sollte. Gut funktioniert es angeblich mit Pferd, Tiger, Ratte und Affe. Allerdings spießt es sich laut astrologischen Vorstellungen mit Ziege, Drache oder Hahn.[6] In Japan gilt der Hund (jap. „inu“) ebenfalls als 11. Tierkreiszeichen und stellt in der Netsuke Kunst (Objekte gefertigt aus Wurzelholz) ein häufig verwendetes Motiv dar.[7]
Der Löwe als Symbol in China
Ebenfalls als symbolischer Wächter von Häusern, Tempeln und anderen Gebäuden schien den Chinesen der Löwe geeignet zu sein. Solche Figuren werden als „Fo-Löwen“ oder auch „Fo-Hunde“ bezeichnet, stehen häufig paarweise nebeneinander und stammen teilweise aus dem 3. Jh. n. Chr. Das Tier weist nämlich Merkmale von beiden Gattungen auf. Das liegt daran, dass man lange Zeit keine Ahnung hatte, wie ein Löwe aussah. Erst der Kontakt mit dem Perserreich brachte hier neue Erkenntnisse. Vom persischen Wort „sir“ für Löwe stammt das chinesische „shih-tse“ ab. Der Kopf dieser Statuen hat allerdings eher Ähnlichkeit mit der Hunderasse der Pekinesen. Das Wort „Fo“ bedeutet auf Chinesisch „Buddha“, denn von diesem wird erzählt, dass er zehnmal als Löwe wiedergeboren wurde. Häufig halten die Löwen auf Darstellungen eine Art Ball in den Vorderpranken. Entweder kann dies die Lehre Buddhas repräsentieren, die wie ein Schatz gehütet wird, oder es könnte sich um das sogenannte „Wunderknäuel“ (xiu-quiu) handeln. Eine weitere Interpretation dieses Balls ist, dass er eine Perle sei, die das Temperament beruhigen soll. [8]
Berühmt ist in China der „Löwentanz“, welcher zu den Traditionen rund um das Neujahrsfest zählt. Er findet ebenfalls im Rahmen des Laternenfestes statt, das am 15. Tag des ersten Monats gefeiert wird. Dieses Fest ist bereits aus der Zeit der Tang-Dynastie (618-907) belegt. Bis heute schlüpfen vorwiegend junge Männer in die Rolle des Löwen und tragen verzierte Masken und eine Art Schweif. So zogen sie mit musikalischer Begleitung durch die Straßen. Tänzerisch wurden Angriffe auf Personen oder Geschäfte dargestellt, die man aber durch das Werfen von Geld leicht abwehren konnte.[9]
Die Ming Dynastie (1368-1644)
Doch nicht nur die Symbolik des Vorhangschlosses ist interessant, sondern auch die Zeit aus der es stammt. Die Epochen der chinesischen Geschichte werden in Dynastien angegeben und eine der bekanntesten ist jene der Ming. Unter der Herrschaft der Yuan-Dynastie, die mongolischer Abstammung war, kam es zu einem Abschwung der Wirtschaft, die Inflation stieg dafür rasant und auch der Verwaltungsapparat und die dazugehörigen Beamten zeichneten sich durch einen Abwärtstrend aus. Diese Faktoren, aber auch Naturkatastrophen und Ernteausfälle führten zu zahlreichen Aufständen in der Bevölkerung, deren Situation sich laufend verschlechterte. Eine bedeutende Persönlichkeit dieser unruhigen Epoche war Zhu Yuanzhangs (1328-1398), einer der Anführer der Aufständischen, der zum ersten Ming-Kaiser werden sollte. Peking, die Hauptstadt der Yuan-Dynastie, wurde erobert und 1368 ernannte sich Zhu Yuanzhangs zum Kaiser. Als nächstes galt es die Reichseinheit in China wiederherzustellen, was aber erst einige Jahre später gelang. Dass diese unter den Ming, aber auch unter den nachfolgenden Dynastien erhalten werden konnte, ist eine der größten Leistungen und Vermächtnisse dieser Herrscherfamilie. Bis 1644 konnte sich die Ming-Dynastie an der Spitze Chinas behaupten, bevor sie von den Qing, die aus der Mandschurei stammten, abgelöst wurden.[10]
Welche Veränderungen gab es noch unter der Ming-Dynastie? Das Reich wurde in 13 Provinzen unterteilt und auch die Wirtschaftszweige werden einer verstärkten staatlichen Kontrolle unterworfen. Doch es gab nicht nur innenpolitische Herausforderungen zu lösen, denn auch von außen geriet die Ming-Dynastie unter Druck. Neben dem wachsenden Interesse der Kolonialmächte aus Europa an den asiatischen Ländern, waren es vor allem die häufigen Überfälle von mongolischen Völkern, die China das Leben schwer machten. So kam es unter dem Ming-Kaiser Yongle („Ewige Freude“), der von 1402 bis 1424 regierte, zur Fertigstellung der Chinesischen Mauer auf ihre endgültige Länge. Weiters wurde die Hauptstadt der Ming-Dynastie von Nanking nach Peking verlegt.[11] In der Schell Collection gibt es ein Vorhangschloss aus dem 20. Jh., welches auf der Unterseite in chinesischen Schriftzeichen den Namen „Yongle“ aufweist.
Neue Handelswege – vor allem zur See – sollten wirtschaftlichen Aufschwung bringen, was die Chinesen unter der Ming-Dynastie bis nach Afrika führte. Weiters kam es zu Eroberungsfeldzügen in Südostasien, die allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt waren.[12]
Um das Jahr 1500 kam es erneut zu Naturkatastrophen und Epidemien unter der Herrschaft der Ming-Dynastie. China rückte auch immer mehr in den Fokus von europäischen Mächten und es gelang Portugal einen Handelsposten in Kanton zu errichten. Auch das Christentum hielt bald darauf Einzug im Reich der Mitte, denn 1581 begann der Jesuitenorden mit seiner Mission. Dies geschah allerdings mit Zustimmung von Kaiser Wanli (1573-1620). Dass der Herrscher die Schirmherrschaft über die Ausbreitung eines fremden Glaubens übernahm, rief den Widerstand von einigen religiösen Gruppierungen hervor. Die Ming-Dynastie steuerte auf ihr Ende zu, das 1644 mit der Eroberung Pekings durch einen gewissen Li Zicheng – seines Zeichens Rebellenführer – erfolgte. Doch auch er sollte nicht lange am Kaiserthron sitzen, denn aus dem Norden kamen die Armeen der Mandschu. Aus diesem Volk stammte die nächste Dynastie, die über China herrschen sollte: Die Qing.[13]
Berühmt ist die Epoche der Ming-Dynastie vor allem für Objekte aus Porzellan, denn wer hätte noch nicht von den so genannten Ming Vasen gehört. Weiters erfuhr Peking als die neue Hauptstadt eine Hochblüte durch Prunkbauten, aber man ging auch in der Gartenkunst neue Wege. In der Medizin kam es zur Entwicklung der Akupunktur, die sich heute noch sowohl in Asien, aber auch anderen Teilen der Welt großer Beliebtheit als alternative Behandlungsmethode erfreut.[14]
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Vorhangschloss in Form eines Hundes nicht nur Einblicke in die Glaubensvorstellungen und Symbolik der Chinesen bieten kann. Weiters ist es auch ein Zeitzeuge einer Epoche, die von wirtschaftlichem Aufschwung, Expansion, neuen Erkenntnissen sowie der Reichseinheit Chinas geprägt war.
Text: Mag. Verena Lang
Literatur:
Eberhard, Wolfram: Lexikon chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen. Heinrich Hugendubel Verlag – Kreuzlingen/München – 2004.
Guter, Josef: Lexikon der Götter und Symbole der alten Chinesen. Handbuch der mystischen und magischen Welt Chinas. Marix Verlag GmbH – Wiesbaden – 2004.
Hartmann, P.W.: Kunstlexikon. Wien – 1996.
Kaminski, Gerd: Von Wollaffen und Erdhunden. Traditionelles chinesisches Spielzeug. Wien – 2012.
Kinder, Hermann und Hilgemann, Werner: dtv-Atlas Weltgeschichte. Band 1. Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution, 37. Aufl. Deutscher Taschenbuch Verlag – München – 2004.
Schmidt-Glintzer, Helwig: Das alte China. Von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert, 5. Aufl. Verlag C.H. Beck – München – 2008.
Chinesisches Vorhangschloss in Form eines Hundes oder Löwen aus der Zeit der Ming Dynastie
Vorgestellt wird ein chinesisches Vorhangschloss in Form eines Hundes aus der Zeit der Ming-Dynastie. Wenn wir an gewisse Tiere denken, dann verbinden wir automatisch verschiedene Eigenschaften und Charakterzüge mit ihnen. Zum Beispiel gilt der Fuchs als schlau und gerissen, der Löwe als stark und mutig, der Hund steht für Treue und Loyalität, wird aber auch als Wächter angesehen. Das ist nicht nur in unserer Kultur so. Dieselben bzw. ähnliche Vorstellungen finden sich ebenso in China. Grund genug dem Hund und seiner Symbolik ein eigenes Objekt des Monats zu widmen. Da es sich bei dem Tier aber eventuell auch um einen Löwen handeln könnte, wird auch dieser in seiner Rolle in der chinesischen Symbolik vorgestellt.
Das Objekt
Inv.-Nr. 5886; Maße: 7,5 x 4,5 cm
Wie häufig in Asien ist dieses Vorhangschloss in Form eines Tieres gestaltet, bei dem es sich – wie schon erwähnt – um einen Hund oder einen Löwen handelt. Diese Art Objekt nennt man präzise ein Spreizfedernvorhangschloss, allerdings sind sowohl der Bügel als auch der Schlüssel nicht mehr erhalten. Das Material, aus dem das Objekt besteht, ist Bronze und weist feine Details auf der Oberfläche auf. Obwohl das Vorhangschloss bereits einige hundert Jahre alt ist, kann man eine Art Mähne sowie das Fell, die ins Metall eingeritzt sind, gut erkennen. Das Maul des Tieres ist aufklappbar, der Schweif hoch aufgerichtet und an diesem sieht man eine Öse zur Befestigung des Bügels. In der Schell Collection befinden sich noch weitere Beispiele für Vorhangschlösser in Hundeform.
Doch was genau war die Bedeutung und Symbolik des Hundes bzw. des Löwen in China?
Der Hund in der chinesischen Symbolik
Das chinesische Wort für Hund lautet „gou“ und man verbindet ihn mit der westlichen Himmelsrichtung sowie dem Element Erde. Traditionell galten Hunde als Wächter und Beschützer, was sich mit der Vorstellung in Europa deckt. Weiters sollten sie auch Dämonen und böse Geister vertreiben. Wenn ein Mensch starb, so legte man in sein Grab kleine gefaltete Hunde aus Papier, die ihn weiter begleiten und schützen sollten. Ein Brauch im Norden Chinas sah vor, dass man am 5. Tag des 5. Monats ähnliche Papierhunde ins Wasser warf, um so ebenfalls Schutz vor Dämonen zu erhalten. Weiters gelten die Hunde als die Gefährten des Gottes Erh-lang. Dessen Aufgabe besteht darin, böse Geister zu vertreiben und danach auch die Umgebung von ihrer Anwesenheit zu reinigen.[1]
Zum Schutz von Gräbern erwählte man Hunde als symbolische Wächter. Dieser Brauch ist bereits Jahrhunderte alt und nahm seinen Anfang in der Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n. Chr.). Die Hunde aus Terrakotta oder Stein sind in sitzender, bedrohlicher Haltung dargestellt und es handelt sich meistens um körperlich kräftige und große Arten.[2]
Die Vorstellungen und Mythen in China bzw. Asien zu Hunden sind mannigfaltig. Es wird gesagt, wenn man in einem Traum von einem Hund gebissen wird, dann muss man sich mehr um die Opfer für die Verstorbenen kümmern, damit diese etwas zu essen haben. Als Omen für Glück und Wohlstand gilt ein zugelaufener Hund. In vielen Legenden sind Hunde als treue Begleiter erwähnt, die sogar für ihr Herrchen in den Tod gehen. Aber auch als mythischer Ahnherr ist der Hund zu finden wie bei den Yao, einer ethnischen Minderheit in China. Diese führen ihre Abstammung auf einen Hund und eine Tochter des Kaisers zurück und tragen sogenannte „Hundemützen“. Andernorts in Süd- und Westchina erzählt man sich von einem Hund, der Reis an die Menschen verteilt.[3]
Aus der Zeit der Ming-Dynastie kennt man die sogenannten „Erdhunde“ (nini gou), bei denen es sich um ein schwarzbemaltes Spielzeug handelt. Im Huaiyangkreis, der in der Provinz Henan liegt, existiert ein Brauch, der sich rund um das Tempelfest von Fuxi, dem göttlichen Ahnherrn der Menschen dreht. Es findet beinahe einen Monat lang – zwischen 2. Februar und 3. März – statt. Über die „Erdhunde“ erzählt man sich folgende Legende wie sie entstanden sind. Sie ähnelt jener der Yao, die bereits erwähnt wurden: Ein gelber Hund rettete den Kaiser und seine Armee vor angreifenden Gegnern und erhielt im Gegenzug die Hand der Tochter des Kaisers. Damit ihr zukünftiger Mann menschliche Gestalt annehmen würde, verschloss die Prinzessin ihn für 49 Tage in einem Gefäß. Doch wurde sie ungeduldig und öffnete zu früh den Deckel. Die Verwandlung war noch nicht ganz vollzogen und der Mensch hatte immer noch einen Hundekopf. Dem Mythos zufolge soll dieser Hund der legendäre Ahnherr Fuxi gewesen sein. Das Tonspielzeug wurde nach ihm benannt. Während des Tempelfestes kann man Tonfiguren in Form von Hunden kaufen und diese werden zu Hause an die Kinder mit vielen Glückwünschen weiterverschenkt. Dabei kommt es häufig zum typischen Ausruf „Werft die Erdhunde her!“ [4]
In Taiwan dürfen keine Hunde begraben werden, da diese dann zu Geistern werden. Um dies zu verhindern, soll man verstorbene Hunde ins Wasser werfen. In Korea, aber auch anderen Teilen Nordasiens, kennt man Legenden von Hundemenschen, die einen Hundekopf auf einem Menschenkörper aufweisen, ähnlich wie in der Legende von Fuxi.[5]
Am geläufigsten ist uns der Hund in der chinesischen Glaubensvorstellung aber als 11. Tierkreiszeichen im chinesischen Horoskop. Bei der Beschreibung jener Personen, die unter diesem Sternzeichen geboren sind, finden sich all jene Eigenschaften wieder, die auch dem Tier selbst zugeschrieben werden. Treue, Loyalität und Freundlichkeit sind nur drei davon. Weiters gelten solche Menschen als hilfsbereit und bodenständig. Aufgrund dessen können sie angeblich aber auch nur schwer „nein“ sagen und haben viel Sinn für Gerechtigkeit. Verrat duldet ein Hunde-Geborener unter gar keinen Umständen. Wie immer bei Horoskopen wird angeführt mit welchen anderen Sternzeichen sich der Hund verträgt bzw. welche er meiden sollte. Gut funktioniert es angeblich mit Pferd, Tiger, Ratte und Affe. Allerdings spießt es sich laut astrologischen Vorstellungen mit Ziege, Drache oder Hahn.[6] In Japan gilt der Hund (jap. „inu“) ebenfalls als 11. Tierkreiszeichen und stellt in der Netsuke Kunst (Objekte gefertigt aus Wurzelholz) ein häufig verwendetes Motiv dar.[7]
Der Löwe als Symbol in China
Ebenfalls als symbolischer Wächter von Häusern, Tempeln und anderen Gebäuden schien den Chinesen der Löwe geeignet zu sein. Solche Figuren werden als „Fo-Löwen“ oder auch „Fo-Hunde“ bezeichnet, stehen häufig paarweise nebeneinander und stammen teilweise aus dem 3. Jh. n. Chr. Das Tier weist nämlich Merkmale von beiden Gattungen auf. Das liegt daran, dass man lange Zeit keine Ahnung hatte, wie ein Löwe aussah. Erst der Kontakt mit dem Perserreich brachte hier neue Erkenntnisse. Vom persischen Wort „sir“ für Löwe stammt das chinesische „shih-tse“ ab. Der Kopf dieser Statuen hat allerdings eher Ähnlichkeit mit der Hunderasse der Pekinesen. Das Wort „Fo“ bedeutet auf Chinesisch „Buddha“, denn von diesem wird erzählt, dass er zehnmal als Löwe wiedergeboren wurde. Häufig halten die Löwen auf Darstellungen eine Art Ball in den Vorderpranken. Entweder kann dies die Lehre Buddhas repräsentieren, die wie ein Schatz gehütet wird, oder es könnte sich um das sogenannte „Wunderknäuel“ (xiu-quiu) handeln. Eine weitere Interpretation dieses Balls ist, dass er eine Perle sei, die das Temperament beruhigen soll. [8]
Berühmt ist in China der „Löwentanz“, welcher zu den Traditionen rund um das Neujahrsfest zählt. Er findet ebenfalls im Rahmen des Laternenfestes statt, das am 15. Tag des ersten Monats gefeiert wird. Dieses Fest ist bereits aus der Zeit der Tang-Dynastie (618-907) belegt. Bis heute schlüpfen vorwiegend junge Männer in die Rolle des Löwen und tragen verzierte Masken und eine Art Schweif. So zogen sie mit musikalischer Begleitung durch die Straßen. Tänzerisch wurden Angriffe auf Personen oder Geschäfte dargestellt, die man aber durch das Werfen von Geld leicht abwehren konnte.[9]
Die Ming Dynastie (1368-1644)
Doch nicht nur die Symbolik des Vorhangschlosses ist interessant, sondern auch die Zeit aus der es stammt. Die Epochen der chinesischen Geschichte werden in Dynastien angegeben und eine der bekanntesten ist jene der Ming. Unter der Herrschaft der Yuan-Dynastie, die mongolischer Abstammung war, kam es zu einem Abschwung der Wirtschaft, die Inflation stieg dafür rasant und auch der Verwaltungsapparat und die dazugehörigen Beamten zeichneten sich durch einen Abwärtstrend aus. Diese Faktoren, aber auch Naturkatastrophen und Ernteausfälle führten zu zahlreichen Aufständen in der Bevölkerung, deren Situation sich laufend verschlechterte. Eine bedeutende Persönlichkeit dieser unruhigen Epoche war Zhu Yuanzhangs (1328-1398), einer der Anführer der Aufständischen, der zum ersten Ming-Kaiser werden sollte. Peking, die Hauptstadt der Yuan-Dynastie, wurde erobert und 1368 ernannte sich Zhu Yuanzhangs zum Kaiser. Als nächstes galt es die Reichseinheit in China wiederherzustellen, was aber erst einige Jahre später gelang. Dass diese unter den Ming, aber auch unter den nachfolgenden Dynastien erhalten werden konnte, ist eine der größten Leistungen und Vermächtnisse dieser Herrscherfamilie. Bis 1644 konnte sich die Ming-Dynastie an der Spitze Chinas behaupten, bevor sie von den Qing, die aus der Mandschurei stammten, abgelöst wurden.[10]
Welche Veränderungen gab es noch unter der Ming-Dynastie? Das Reich wurde in 13 Provinzen unterteilt und auch die Wirtschaftszweige werden einer verstärkten staatlichen Kontrolle unterworfen. Doch es gab nicht nur innenpolitische Herausforderungen zu lösen, denn auch von außen geriet die Ming-Dynastie unter Druck. Neben dem wachsenden Interesse der Kolonialmächte aus Europa an den asiatischen Ländern, waren es vor allem die häufigen Überfälle von mongolischen Völkern, die China das Leben schwer machten. So kam es unter dem Ming-Kaiser Yongle („Ewige Freude“), der von 1402 bis 1424 regierte, zur Fertigstellung der Chinesischen Mauer auf ihre endgültige Länge. Weiters wurde die Hauptstadt der Ming-Dynastie von Nanking nach Peking verlegt.[11] In der Schell Collection gibt es ein Vorhangschloss aus dem 20. Jh., welches auf der Unterseite in chinesischen Schriftzeichen den Namen „Yongle“ aufweist.
Neue Handelswege – vor allem zur See – sollten wirtschaftlichen Aufschwung bringen, was die Chinesen unter der Ming-Dynastie bis nach Afrika führte. Weiters kam es zu Eroberungsfeldzügen in Südostasien, die allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt waren.[12]
Um das Jahr 1500 kam es erneut zu Naturkatastrophen und Epidemien unter der Herrschaft der Ming-Dynastie. China rückte auch immer mehr in den Fokus von europäischen Mächten und es gelang Portugal einen Handelsposten in Kanton zu errichten. Auch das Christentum hielt bald darauf Einzug im Reich der Mitte, denn 1581 begann der Jesuitenorden mit seiner Mission. Dies geschah allerdings mit Zustimmung von Kaiser Wanli (1573-1620). Dass der Herrscher die Schirmherrschaft über die Ausbreitung eines fremden Glaubens übernahm, rief den Widerstand von einigen religiösen Gruppierungen hervor. Die Ming-Dynastie steuerte auf ihr Ende zu, das 1644 mit der Eroberung Pekings durch einen gewissen Li Zicheng – seines Zeichens Rebellenführer – erfolgte. Doch auch er sollte nicht lange am Kaiserthron sitzen, denn aus dem Norden kamen die Armeen der Mandschu. Aus diesem Volk stammte die nächste Dynastie, die über China herrschen sollte: Die Qing.[13]
Berühmt ist die Epoche der Ming-Dynastie vor allem für Objekte aus Porzellan, denn wer hätte noch nicht von den so genannten Ming Vasen gehört. Weiters erfuhr Peking als die neue Hauptstadt eine Hochblüte durch Prunkbauten, aber man ging auch in der Gartenkunst neue Wege. In der Medizin kam es zur Entwicklung der Akupunktur, die sich heute noch sowohl in Asien, aber auch anderen Teilen der Welt großer Beliebtheit als alternative Behandlungsmethode erfreut.[14]
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Vorhangschloss in Form eines Hundes nicht nur Einblicke in die Glaubensvorstellungen und Symbolik der Chinesen bieten kann. Weiters ist es auch ein Zeitzeuge einer Epoche, die von wirtschaftlichem Aufschwung, Expansion, neuen Erkenntnissen sowie der Reichseinheit Chinas geprägt war.
Text: Mag. Verena Lang
Literatur:
Eberhard, Wolfram: Lexikon chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen. Heinrich Hugendubel Verlag – Kreuzlingen/München – 2004.
Guter, Josef: Lexikon der Götter und Symbole der alten Chinesen. Handbuch der mystischen und magischen Welt Chinas. Marix Verlag GmbH – Wiesbaden – 2004.
Hartmann, P.W.: Kunstlexikon. Wien – 1996.
Kaminski, Gerd: Von Wollaffen und Erdhunden. Traditionelles chinesisches Spielzeug. Wien – 2012.
Kinder, Hermann und Hilgemann, Werner: dtv-Atlas Weltgeschichte. Band 1. Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution, 37. Aufl. Deutscher Taschenbuch Verlag – München – 2004.
Schmidt-Glintzer, Helwig: Das alte China. Von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert, 5. Aufl. Verlag C.H. Beck – München – 2008.
[1] Vgl. Eberhard: S. 139; Guter: S. 163.
[2] Vgl. Guter: S. 164.
[3] Vgl. Eberhard: S. 140.
[4] Vgl. Kaminski: S. 14, 120f.
[5] Vgl. Ebda, S. 139f.
[6] Vgl. Guter: S. 163f.
[7] Vgl. Hartmann: Kunstlexikon, S. 687.
[8] Vgl. Hartmann: Kunstlexikon, S. 495; Eberhard: S. 181f.; Guter: S. 95f.
[9] Vgl. Eberhard: S. 182; Guter: S. 212.
[10] Vgl. Kinder und Hilgemann: Bd. 1, S. 227; Schmidt-Glintzer, S. 117f.
[11] Vgl. Kinder und Hilgemann: Bd. 1, S. 227.
[12] Vgl. Schmidt-Glintzer, S. 120.
[13] Vgl. Kinder und Hilgemann: S. 227; Schmidt-Glintzer, 123f.
[14] Vgl. Kinder und Hilgemann: S. 227.